Vor fünf Jahren folgenschwere Bahnentgleisung in Niederlahnstein

Am Sonntag des 30. August 2020 entgleiste um 18.39 Uhr beim Bahnhof Niederlahnstein ein Gefahrstoffzug auf der Bahnstrecke von Rotterdam nach Basel. Betroffen waren sechs der 18 Kesselwagen, die umgestürzt auf der Seite lagen, jeder beladen mit 60.000 Liter wassergefährdendem Diesel. Zur Sicherheit wurden aus dem unmittelbar an die Unglücksstelle angrenzenden Wohnkomplex in der Koblenzer Straße 17 Personen evakuiert. Für die Sanierungsmaßnahmen direkt nach dem Unfall mussten vorübergehend rund 500 Anwohner in Hotels umziehen.

Die Lahnsteiner Feuerwehr führte Messungen nach explosiven Gasen in der Luft durch. Bevor die Einsatzfläche von ihnen großräumig eingeschäumt werden konnte, musste die Bahnstrecke im Bereich des Bahnhofs zunächst durch den E-Dienst der Deutschen Bahn AG geerdet werden, um die Einsatzkräfte nicht durch Strom zu gefährden. Daher konnte das Einschäumen erst nach rund zwei Stunden beginnen.

In der Zwischenzeit traten nach Angaben der Bundespolizei ca. 150.000 Liter Dieselkraftstoff aus. Nachdem die undichten Kesselwagen durch Einsatzkräfte der Feuerwehr abgedichtet worden waren, begann das Umpumpen der restlichen Mengen an Diesel in Saugwagen.

Beginn der Schaumarbeiten durch Feuerwehr Lahnstein (Fotos: Freiwillige Feuerwehr Lahnstein)

Im Einsatz waren rund 200 Kräfte der verschiedenen Rettungsorganisationen, neben der Feuerwehren aus Lahnstein und Koblenz auch die beiden THW-Ortsverbände, Rettungshundestaffeln, Werksfeuerwehren und die Gefahrstoffzüge aus dem Rhein-Lahn-Kreis und Westerwald, ferner Stadtverwaltung, Kreisverwaltung, SGD Nord, Wach- und Sicherheitsunternehmen, Notfallmanager der Bahn und die Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung. Der Einsatz für die Feuerwehr Lahnstein ging am Dienstagnachmittag offiziell zu Ende und die Einsatzstelle wurde an das Krisenmanagement der Deutschen Bahn AG übergeben.

Deren Mitarbeiter bauten die Oberleitungen an der Bahnstrecke ab oder verschwenkten sie, damit Spezialkräne zur Unglücksstelle gelangen konnte, um die Strecke räumen. Dann musste festgestellt werden, inwieweit die Gleisanlagen und Oberleitungen beschädigt waren. 20.000 Tonnen, entsprechend 2.500 Kubikmeter, mit Diesel verseuchtes Erdreich wurde aus dem Gleisbett ausgebaggert und abtransportiert. Der komplette Güterverkehr auf der rechten Rheinseite südlich von Koblenz musste für die Dauer der Sperrung umgeleitet werden. Die Lahntalbahn konnte am 7. September freigegeben, die Totalsperrung der rechten Rheinstrecke am 9. September aufgehoben werden, Güterverkehr war noch weitere Tage nicht möglich.

Das Erdreich rund um und unter den Oberleitungsmasten wurde von der Maßnahme ausgeschlossen, sonst wäre der Bahnbetrieb auf der Strecke Rotterdam - Genua für weitere vier Monate lahmgelegt gewesen. Mit dem Auslassen dieser Bereiche verblieben schätzungsweise 20.000 Liter Diesel im Erdreich. Nach Aussage eines hinzugezogenen Geologen wurden auf dem Gelände 70 bis 90 Prozent des ausgelaufenen Diesels beseitigt. Die im Erdreich verbliebenen Menge an Diesel wollte die Deutsche Bahn AG mit einer hydrogeologischen Methode, bei der mit Injektionen in den Boden Diesel abbauende Bakterien eingesetzt werden, beseitigen. Diese Maßnahme wurde auf fünf bis sieben Jahre geschätzt.