Vor 50 Jahren wurde der Würfelturm auf dem Schulhof des Johannes-Gymnasiums geschaffen

Seit 50 Jahren prägt ein außergewöhnliches Kunstwerk den Schulhof des Lahnsteiner Johannes-Gymnasiums: der Würfelturm von Pater Urban Koch. Die sechs Meter hohe Stele erhebt sich auf einem Betonsockel und besteht aus 30 gleich großen Würfeln, die in neun Stockwerken an zwölf Vierkantrohren befestigt sind. Auffällig sind die balkonartig hervortretenden Würfel im sechsten Geschoss sowie die das zweite und achte mit jeweils nur einem Würfel in der mittleren Senkrechten, die als Seele bezeichnet wird.

Die sechs Flächen jeden Würfels sind mit sechs Farben bemalt, wobei der Künstler eine durchdachte Farbanordnung wählte. Betrachtet man den Turm von einer Seite, zeigen die Würfel stets dieselbe Farbe – orientiert am Musterwürfel im achten Geschoss. Die im Inneren des Turms gegenüberstehenden Flächen gleichen sich wie Spiegel. Ferner befinden sich die spiegelbildlich gleichen Würfel in den unteren und oberen drei Geschossen senkrecht übereinander, in den mittleren Geschossen diagonal gegenüber. Die vorliegende Farbverteilung hat die Komplementärfarben auf gegenüberliegenden Flächen. Nach Süden die Lichtfarbe Gelb, nach Norden die Schattenfarbe Violett, nach oben die Himmelsfarbe Blau, nach unten die Erdenfarbe Orange, nach Osten die Farbe des Wachens Rot und nach Westen die Farbe des Wachens Grün.

1440 Kombinationen wären möglich. Der Pater hatte sich für diese Kombination zwischen Würfel- und Reihensystem entschieden, die in ihrer Verwirklichung ein Sinnbild dafür sein soll, dass „ein Wesen in sich abgerundet sein kann“ und zusammenhängende Dinge etwas Abgerundetes ergeben. Gleichzeitig sieht der Künstler in seinem Werk „ein Zeichen des Lebendigen, das nach Ausweitung drängt.“ An Lebendiges erinnert auch die einzige Stelle des Turmes, die der Farbenregel nicht folgt: Die Unterseite des Würfels im zweiten Geschoss ist blau statt orange. Hier ist sozusagen der Nabel: Es könnten sich an dieser Stelle andere mögliche Türme anfügen und eine immer wechselnde Kette erzeugen.

Die lateinische Sockelinschrift lautet übersetzt: „Ein Turm aus 30 Würfeln in neun Geschossen – leuchtet auf jede Weise in den Farben des Regenbogens; während die 90 Innenflächen Spiegel ergeben, richten sich die Außenflächen nach dem oberen Muster.“

Geschaffen wurde der Turm von Pater Urban Koch (1919 - 1986), der der Ordensgemeinschaft vom Heiligsten Herzen Jesu und Mariens SSCC, auch als „Arnsteiner Patres“ bekannt, angehörte. Der Orden kaufte 1920 das Johanneskloster und eröffnete eine Schule mit Internat, aus der das heute staatlich anerkannte Johannes-Gymnasium hervorging. Hier war Pater Urban von 1958/59 bis 1984/85 als Ordenslehrer für bildende Kunst und katholische Religion tätig und hat künstlerisch viele Spuren hinterlassen. Bei der Anfertigung des Würfelturms half ihm Schlosser Wolfgang Kress.