Auf dem Gelände des heutigen Globus-Warenhauses an der Brückenstraße befand sich von 1863 bis 1975 eine Maschinenfabrik mit wechselnden Besitzern und Namen, zuletzt das Unternehmen Otto Kaiser. Es handelte sich um eine Zweigniederlassung der Maschinenfabrik Otto Kaiser KG St. Ingbert/Saar, die 1938 den Oberlahnsteiner Baumaschinenhersteller Gauhe & Gockel aufgekauft und dann an beiden Standorten Mischanlagen- und Turmdrehkrane produzierte.
Mit dem Wiederaufbau der deutschen Städte waren die Produkte des Unternehmens weltweit sehr gefragt. Das Fabrikationsprogramm umfasste unter anderem Betonmischer, Betonautomaten, Betonförderungsanlagen, Drehkrane, Turmdrehkrane, Bauwinden, Biege- und Schneidemaschinen und Bauaufzüge. Weltweit im Einsatz kam der KAISER-Freifall-Mischer, der als Mischer mit Umkehrtrommel als „bahnbrechende Erfindung auf dem Gebiet des Mischerbaus“ im Werbeprospekt des Unternehmens 1953 gepriesen wurde. Auch der 1940 entwickelte „europaweit erste Transportmischer“, zunächst mit einer Kapazität von 3,5 Kubikmeter auf den Markt gebracht, war bahnbrechend für den Hoch- und Tiefbau. Man entwickelte und verkaufte erfolgreich immer größere Turmdrehkräne und Baumaschinen aller Art. Anfang der 1960er Jahre vollbrachte das Unternehmen mit der Entwicklung eines obendrehenden Turmkrans mit knickbarem Katzausleger eine weitere konstruktive Pionierleistung, auf deren Basis weitere Krantypen entwickelt wurden.
In den 1960er Jahren wurde das Lahnsteiner Werk durch den Bau neuer Hallen vergrößert. Aufgrund seiner Lage an der Lahn war es jedoch mehrfach von Hochwasser betroffen. Obwohl viele Bereiche höhergelegt wurden, standen beim Hochwasser 1970 auch die höheren Abteilungen 30 Zentimeter unter Wasser. 1971 brach ein Großbrand aus, bei dem die Schreinerei mit Holzvorrat und das Modelllager der Firma bis auf die Grundmauern niederbrannten. Die enorme Hitze verursachte im Magazin- und Motorenlager schwere Schäden – viele Teile wurden verzogen oder vollständig zerstört. Glücklicherweise kamen keine Menschen zu Schaden.
1973 machte sich die allgemeine Baukrise auch bei Otto Kaiser bemerkbar. Der Wegfall wichtiger Kranaufträge führte zu einem Umsatzrückgang von 80 Prozent. Bis 1974 hatte sich der Umsatz im Vergleich zu 1972 halbiert, das Geschäftsjahr endete mit einem Millionenverlust. Trotz bereits erfolgter Kurzarbeit und Entlassungen wurde schließlich die vollständige Stilllegung des Werks beschlossen und am 30. Juni 1975 schlossen sich die Tore. Zuletzt zählte die Belegschaft 92 Personen, nur noch 13 Prozent der einst maximal 700 Beschäftigten. Das Werk in St. Ingbert bestand für einige Jahre weiter, 1984 ging die Firma Otto Kaiser in Konkurs.