In einem Artikel zum 100-jährigen Jubiläum der Gaststätte schrieb Dr. Fritz Nohr: Nichts zeigt besser den Stil und die Handlungsweise der Stadträte von Niederlahnstein, wie das Protokoll, welches die Behandlung des Antrages von Martin Haupt zur Eröffnung einer Wirtschaft in der Anfrage zur Stadtratssitzung vom 13. Juni 1875 widerspiegelt. Die im Stadtarchiv vorgefundene Niederschrift lautet wörtlich: „Das Gesuch des Martin Haupt dahier um Concession zum Wirtschaftsbetriebe soll kgl. Amte Braubach mit dem Antrage auf Willfahrung vorgelegt werden, da gegen den Nachsuchenden keine Thatsachen vorliegen, welche die Annahme rechtfertigen, daß er das Gewerbe zur Förderung der Völlerei, des verbotenen Spiels, der Hehlerei oder der Unsittlichkeit mißbrauchen werde, auch das Lokal den polizeilichen Anforderungen genügt. Was den Verzapf von Branntwein betrifft, so kann derselbe bei dem Verkauf von Bier nicht ausgeschlossen werden“.
Martin Haupt, geboren 1822 in Niederlahnstein, war zur damaligen Zeit ein weitgereister Mann. 1841 erhielt er von „Wir Meister des ehrsamen Schreiner u. Drechsler Handwerks in der Stadt Koblenz“ den Lehrbrief. In den Revolutionsjahren 1847 bis 1849 ging er auf die Walz und bereiste die Schweiz, Österreich und Italien. Aus Rom brachte er einen Ablasszettel mit. 1858 machte er die Meisterprüfung mit dem Prädikat „gut“ als Schreinermeister. Bevor er die ledige Christina Günter aus Oberlahnstein ehelichen konnte, musste er, obwohl er ein Bürgersohn war, ein Aufnahmegesuch und den Treueeid auf den Herzog von Nassau leisten und einen Gewerbeschein zur Ausübung als Schreinermeister stellen, den er am 8. Dezember 1858 erhielt. Erst jetzt durfte er sie heiraten. Christina verstarb 1868, im Jahr 1873 heiratete er Katharina Post aus Niedermendig.

Nachdem der Stadtrat von Niederlahnstein obigen Antrag auf Willfahrung dem Amt Braubach vorgelegt hatte, erhielt er von diesem am 18. August 1875 die Erlaubnis zum Betriebe einer Gaststätte. Sodann eröffnete Martin Haupt am 5. September 1875 in der Bahnhofstraße (sogenannt, weil der Weg zum alten Bahnhof führte, heute Langgasse) seine Wirtschaft.
1891 starb Martin Haupt im Alter von 68 Jahren. Seine Witwe Katharina übernahm die Wirtschaft und führte sie bis zu ihrem Tod 1929. In diese Zeit fiel der Erste Weltkrieg mit der anschließenden Inflation. 1930 erhielt der Schwiegersohn Johann Wambach auf Antrag die Konzession zum Betrieb der Gastwirtschaft, die er unter seinem Namen durch die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre und des Zweiten Weltkrieges bis zur Währungsreform 1948 führte.
Am 6. Mai 1948 heiraten Käthe und Willi Göbel. Aufgrund seines Alters und seiner Gesundheit verpachtete Johann Wambach kurz nach der Währungsreform ab 1. Juli 1948 die Gaststätte an seine Tochter und seinen Schwiegersohn. Als er 1950 verstarb, verzichtete seine Ehefrau Christine Wambach, geb. Haupt, auf die Konzession zugunsten ihrer Tochter Käthe.

Anfang der 1950er Jahren gestalteten sie die Wirtschaft in ein gemütliches Weinlokal um. Auf dem ersten Transparent mit dem Weinrömer stand Weinstuben Göbel, später dann Weinhaus Göbel. Die Bierzapfanlage auf der Theke verschwand, der Kohleofen wurde durch einen Kachelofen und die weißen Holzfenster durch zwölfsprossige Eichenholzfenster ersetzt.
Die wohl größte unternehmerische Entscheidung trafen sie Mitte der 1950er Jahre mit der Niederlegung des Dachgeschosses und der Errichtung von Fremdenzimmern, denn von den Einnahmen aus dem reinen Trinkgeschäft konnte man nicht leben. Willi Göbel arbeitete noch bis 1958 als kaufmännischer Angestellter weiter. 1960 erhielten sie die Konzession für die Fremdenzimmer. Diese Entscheidung war goldrichtig als der Tourismus in den 1960er und 1970er Jahren am Rhein boomte. Höhepunkt ihres Schaffens war 1975 die Feier zum 100-jährigen Bestehen der Gaststätte.
In den 1980er Jahren erlitt Willi Göbel einen Schlaganfall, die Wirtschaft konnte danach nur noch an drei Tagen in der Woche betrieben werden. Kurz vor Weihnachten 1991 fand der letzte Sonntagsstammtisch statt. Am 6. Februar 1992 verstarb Willi Göbel und die Gaststätte wurde danach ganz geschlossen. Die Inneneinrichtung des Weinlokals ist noch erhalten geblieben.
Die interessante Familiengeschichte der Familie Haupt, deren Ursprünge Ende des 17. Jahrhunderts aus Nörtershausen hervorgehen, dann über Pfaffendorf und Ende des 18. Jahrhunderts nach Niederlahnstein führten, erforscht Franz-Wilhelm Göbel, ein Nachfahre mütterlicherseits.