Vor 125 Jahren starb der Bildhauer Hugo Rheinhold

Portrait von Hugo Rheinhold (Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)
Hugo Rheinhold: Affe mit Schädel. Originalbronze im Besitz des Affenberg Museums Salem (Foto: Dr. Thomas Kehle, 2003)

Eine der Skulpturen des Bildhauers Wolfgang Hugo Rheinhold aus Oberlahnstein fand sogar ihren Platz auf Lenins Schreibtisch in Moskau: der „Affe mit Schädel“. Das Werk zeigt einen Affen, der nachdenklich einen menschlichen Schädel betrachtet, während er auf Darwins Werk sitzt. Von der Skulptur wurden mehrere Exemplare angefertigt. Das Original befindet sich unter dem französischen Titel „Pensées de Darwin“ (1892) im Washington County Museum in Hagerstown, Maryland, USA.

Hugo Rheinhold wurde als Sohn jüdischer Eltern am 25. März 1853 in Oberlahnstein geboren. Sein Vater Seligmann Rheinhold war Handelsmann und zusammen mit seiner aus Köln stammenden zweiten Ehefrau Josephine Ochs Mitfanzier beim Synagogenbau 1852 in Oberlahnstein. Sie besaßen ein zweistöckiges Haus in der Hochstraße. 1857 verkauften die Eltern ihren Besitz und zogen nach Ehrenbreitstein, wo der Vater Fruchthandel betrieb und als Armeelieferant die Soldaten des preußischen Militärs auf der Festung mit Lebensmitteln und deren Pferde mit Futter und Heu versorgte. Bald nach dem Tod von Seligmann Rheinhold (1871) zog die Witwe mit Hugo und seinen Geschwistern nach Köln. Nach dem Tod seines Halbbruders Rudolf Rheinhold übernahm Hugo die Geschäftsführung des Getreidegroßhandelsunternehmens. Nach Aufgabe des Handelsgeschäfts um 1876 ging Hugo Rheinhold für einige Jahre nach San Francisco in den USA, wo er Wirtschaftswissenschaften studierte, und anschließend nach Hamburg, wo er ein Handelsunternehmen für Schiffsladungen gründete. 

Er heiratete seine Jugendliebe Eva Emma Levy aus Köln. Die Trauer über ihren frühen Tod nach 18 Monaten Ehe am 10. Oktober 1881 gab seinem Leben eine neue Wende: In der Trauerarbeit studierte er Philosophie an der Humboldt-Universität und anschließend Bildhauerei an der Akademie der Künste in Berlin. Einige seiner Werke fanden große Beachtung auf der Kunstausstellung 1895 in Berlin. Sein heute bekanntestes Werk „Am Wege“ (1896), das in der Nationalgalerie in Berlin steht, zeigt eine Mutter mit ihrem Kind. Als verschollen gelten seine Plastiken „Dynamit im Dienste der Menschheit“ (1896), „Die Kämpfer“ und „Lesende Mönche“ (1899).

Er verstarb mit erst 47 Jahren am 2. Oktober 1900 in Berlin, wodurch seinen vielversprechenden künstlerischen Anfängen ein jähes Ende gesetzt wurden. Hugo Rheinhold wurde an der Seite seiner Frau auf dem Jüdischen Friedhof in Hamburg-Ottensen beigesetzt. Seine in Hannover lebenden Brüder Otto und Sartorius Rheinhold, die als Fabrikanten zu großem Ansehen gelangten, errichteten für Hugo ein Ehrenmal, das heute leider nicht mehr steht.