Vom Trinkhäuschen zum Treffpunkt: Lahnsteins Kioske im Wandel der Zeit

Seine Tage sind gezählt: Der Kiosk an der Westallee wird bald Geschichte sein – der Abriss steht bevor. Zuletzt machte er als „Kunstbüdsche“ von sich Reden. Ursprünglich wurde das von der Stadt Oberlahnstein erbaute kleine Gebäude am 20. Juli 1954 als Verkaufsstelle für Zeitschriften, Süß- und Tabakwaren, Reiseandenken sowie alkoholfreie Getränke eröffnet. Im Keller befand sich zudem eine öffentliche Toilette, deren Nutzung gebührenpflichtig war.

Pächter Peter Knopp erhielt auf Antrag die Erlaubnis, in seiner „Trinkhalle“ auch Flaschenbier auszuschenken. 1962 wurde die Konzession um den Ausschank von Wein und Spirituosen erweitert. Langjähriger Besitzer wurde 1965 Hans-Jürgen Hartmann, der das Gebäude privat kaufte und bereits in den 1960er Jahren räumlich erweiterte. Zunächst betrieb er es selbst als Kiosk und Gaststätte und verpachtete es später. Im vergangenen Jahr erwarb es schließlich die Stadt Lahnstein, um den Platz künftig für verkehrliche Zwecke zu nutzen.

Älter ist der noch bestehende Kiosk an der Einmündung der Adolfstraße in die Braubacher Straße. Eröffnet wurde dieser bereits 1931 von Anna Dawirs – allerdings als sechseckiger Holzkasten, der 1936 durch einen massiven Verkaufsstand ersetzt wurde. Dabei wurde die Konzession auf eine Schankwirtschaft erweitert. Kriegsbedingt wurde die Anlage geschlossen und 1950 durch Dawirs wiedereröffnet. Ab 1953 verpachtete sie den Kiosk an verschiedene Inhaber, ab Juli 1968 an Horst Wilhelm. 1984 kaufte die Stadt Lahnstein den Erben Dawirs den Kiosk ab und verpachtete ihn weiterhin an Familie Wilhelm. Später erwarb ihn Familie Quiram, die ihn bis vor drei Jahren betrieb.

Ein weiterer Kiosk befand sich in den 1970er- und 1980er-Jahren im Birkenweg 8. Viele Jahre lang wurde er von Ludwig und Marlene Horbach betrieben, direkt neben der Gaststätte „Henninger-Stübchen“.

Auch an der Kreuzung Rheinhöhenweg / Ostallee / Sebastianusstraße gab es einen Kiosk, der „Ölberg“ genannt wurde. Gebaut in typischer Pilz-(Rund-)form der 1950er Jahre mit einem Durchmesser von 3,30 Meter, musste er im Zuge des damaligen Ausbaus des Rheinhöhenwegs und der Kreisstraße 68 weichen. Der Kreuzungsbereich wurde dabei verändert. Betrieben wurde der 1935 erbaute Kiosk von Kurt Pfeiffer, ab 1962 bis zum Abriss im Dezember 1971 von seiner Tochter Edith Kadenbach. Parallel dazu hatte die Familie Pfeiffer auch die Konzession für den Kiosk in der Brückenstraße, Ecke Bodewigstraße. Hier befand sich die Endhaltestelle der Straßenbahn von 1933 bis 1956. Seit vielen Jahrzehnten diente er als Imbissbude mit wechselndem Inhaber und mal deutscher, mal internationaler Küche. Heute befindet sich hier eine Pizzeria.

„Hännes Büdsche“ überstand die Zerstörung des Krieges. (Foto: Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

Außerdem wurde das Brückenhäuschen an der Lahnbrücke seit seiner Errichtung 1927 neben dem Eintreiben des Brückenzolls als Kiosk betrieben. Auch nachdem die Brückengelderhebung zum 1. Oktober 1949 eingestellt wurde, diente es noch bis in die 1970er Jahre als Kiosk und öffentliche Toilette. Seit einigen Jahren befindet es sich in Privatbesitz und wurde kürzlich saniert.

Auch in Niederlahnstein gab es einst einen Zeitungs- und Zeitschriftenkiosk, nämlich auf dem Bahnhofsvorplatz Niederlahnstein. Die Verkaufsbude bestand aus Holz und wurde von 1929 bis 1951 von Johann Phillippsen aus Horchheim betrieben, weshalb die Einheimischen gerne vom „Hännes Büdsche“ sprachen. Offiziell hieß sie Trinkhalle. Obwohl am 26. Dezember 1944 der ganze Bahnhof in Schutt und Asche versank, wurde sie nicht zerstört – vermutlich da sie sich nahe an der Straße befand. Die Konzession übernahm 1951 Else Schmitt. Zuletzt wurde der Kiosk von Peter Hillesheim betrieben. Kurz vor Fertigstellung des neuen Personenbahnhofs wurde er im Mai 1960 abgerissen. Die Werbetafeln aus diesem Jahr wiesen auf die Annahme von Toto-Lotto hin sowie auf den Verkauf von Tabakwaren, Reiseproviant, Erfrischungen, Pralinen, Schokolade, Eis und anderen Süßigkeiten sowie Tageszeitungen und Zeitschriften.

Für viele Lahnsteiner waren die kleinen Verkaufsbuden mehr als nur Orte für Zeitungen und Limonade – sie waren Teil des täglichen Lebens, vertraute Gesichter im Stadtbild und stille Begleiter durch die Jahre.