40 Jahre Zentralkläranlage Lahnstein-Braubach: Rückblick und zukunftsorientierte Modernisierung

Die Zentralkläranlage Lahnstein-Braubach blickt auf eine bewegte Geschichte zurück: Bereits in den Jahren 1961/62 errichtete die damalige Stadt Niederlahnstein ein modernes, vollbiologisches Klärwerk, das 1963 in Betrieb genommen wurde. Es war zunächst für 7.500 Einwohnergleichwerte (EGW) ausgelegt, später erweitert auf 15.000 EGW. Dieser Wert beschreibt die Summe der Schmutzfracht aller angeschlossenen Einwohner, die sich aus den Schmutzfrachten der Abwässer aus Privathaushalten und Gewerbe ergibt.

Zeitgleich planten die benachbarten Gemeinden eigene kleinere Klärwerke. In Oberlahnstein entstanden zwei kleine Anlagen in den Siedlungen Friedland und St. Martin sowie eine weitere in Friedrichssegen. Da das Stadtgebiet Oberlahnstein kein zentrales Klärwerk besaß, wurde 1961 zunächst ein eigenes Klärwerk geplant. Wegen Bedenken zur Standortgröße und Wohnnähe wurde schließlich ein gemeinsames Klärwerk mit Niederlahnstein favorisiert. Bereits 1963 schlug das Wasserwirtschaftsamt Montabaur vor, auch die Stadt Braubach in die gemeinsame Abwasserreinigung einzubinden. Nach der 1969 erfolgten Bildung der Stadt Lahnstein aus Nieder- und Oberlahnstein wurde 1973 der Beschluss gefasst, Braubach an die künftige Zentralkläranlage anzuschließen. 1978 folgte die öffentlich-rechtliche Vereinbarung zwischen Lahnstein und der Verbandsgemeinde Braubach.

Bau und erste Erweiterungen

Das neue Klärwerk entstand in den Jahren 1981 bis 1984 auf dem Gelände der früheren Niederlahnsteiner Anlage. Mit einer Auslegung auf 36.500 EGW und Kosten von 21,4 Millionen DM wurde es 1984 fertiggestellt und 1985 offiziell eingeweiht. Die Anlage verfügte zunächst über eine mechanische und eine biologische Reinigungsstufe, die den damaligen gesetzlichen Anforderungen entsprachen. Infolge neuer Umweltauflagen, unter anderem ausgelöst durch das Robbensterben in der Nordsee, wurde 1994 die Phosphorelimination als dritte Reinigungsstufe ergänzt. 1996 folgte eine neue Feinrechenanlage. Im Jahr 2000 kam eine Stickstoffeliminationsstufe hinzu, womit die Kapazität auf 44.000 Einwohnerwerte (EW) erhöht wurde. Die Anlage entsprach damit wieder den gesetzlichen Vorgaben. Gleichzeitig wurden die alten Klärwerke in den Ortsteilen zu Pumpwerken umgebaut.

Notwendigkeit einer weiteren Modernisierung

Im Jahr 2015 zeigten Studien, dass die Belüftungsleistung der biologischen Reinigungsstufe nicht mehr ausreichte, um die geforderte Reinigungsleistung zu erfüllen. Zudem war die Kapazität der Kläranlage durch Bevölkerungs- und Gewerbewachstum vollständig ausgelastet. Für geplante Neubau- und Gewerbegebiete bestand keine Reserve mehr. Die Stadt Lahnstein beauftragte die Ingenieurbüros Enno Leonhard und Werner Hartwig GmbH mit der Planung einer umfassenden Ertüchtigung. Neben der Sanierung der mechanischen und biologischen Reinigungsstufen sollte eine energieoptimierte Verfahrenstechnik mit verbesserter Belüftungstechnik implementiert werden. Auch die Hochwassersicherheit der Belüftungsaggregate wurde berücksichtigt, indem die bisher im Überflutungsbereich liegenden Gebläse oberirdisch angeordnet wurden. Der Umbau startete im August 2020. Zunächst entstand ein neues Vorklärbecken mit Grobentschlammung sowie ein Pufferbecken für Zuflussspitzen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den Energieverbrauch der nachfolgenden Reinigungsstufen zu reduzieren. Trotz Verzögerungen durch Rheinhochwasser lagen die Bauarbeiten im Zeitplan. Die Gesamtkosten des Projekts belaufen sich auf rund 5 Millionen Euro, gefördert durch das Land Rheinland-Pfalz (Aktion Blau Plus), das Bundesministerium für Umwelt sowie die Nationale Klimaschutzinitiative. Die technische Ausstattung ist nicht in den Baukosten enthalten.

Erfolgreicher Abschluss und neue Ziele

Nach rund zweieinhalb Jahren Umbauzeit konnte die modernisierte Kläranlage im Mai 2023 feierlich in Betrieb genommen werden. Die neue Ausbaugröße beträgt nunmehr 45.000 Einwohnerwerte (EW). Die erneuerte Anlage benötigt durch verbesserte Belüftungstechnik, moderne Pumpen und eine optimierte Prozessleittechnik deutlich weniger Energie. Gleichzeitig wurden die Reinigungsleistungen gesteigert: So konnte der Stickstoffgehalt im Ablaufwasser reduziert und eine zweistufige Phosphatelimination eingeführt werden.

Unabhängig von der Modernisierung der biologischen Reinigungsstufe wurde die Errichtung einer umfangreichen Photovoltaikanlage auf den Dächern der Gebäude beauftragt. Die Installation auf den Dachflächen wurde zwischenzeitlich abgeschlossen. Die Module wurden bereits montiert, derzeit erfolgen die letzten Installations- und Anschlussarbeiten. Die Inbetriebnahme der Anlage steht in Kürze bevor und wird zukünftig einen Teil des Strombedarfs der Kläranlage decken.

Die Kläranlage Lahnstein-Braubach hat sich in den letzten Jahrzehnten von einer einfachen biologischen Anlage zu einer modernen, energieeffizienten Zentralkläranlage entwickelt, die den heutigen Umwelt- und Klimaschutzanforderungen gerecht wird. Mit regelmäßiger Wartung, gezielten Erweiterungen und innovativer Technik stellt sie auch zukünftig die sichere Abwasserreinigung für die Region sicher.