Vor 25 Jahren wurde das Bergbaumuseum Grube Friedrichssegen eröffnet

Seit 25 Jahren besteht in Friedrichssegen ein Museum zur Bergbaugeschichte. Dass es dazu kam, ist 15 Männern zu verdanken, die sich 1994 zusammenfanden, um die fast vergessene Historie ihres Heimatdorfes aufzuarbeiten und den Nachkommen sichtbar zu machen. Sie gründeten den Arbeitskreis „Grube Friedrichssegen“ und entwickelten sich zu wahren Bergbau-Enthusiasten. Sprecher des Kreises wurde Hans-Günther Christ (1929 - 2009), der in den zuständigen Archiven zahlreiche Akten und Pläne sowie Literatur auswertete und bei vielen Friedrichssegener Familien Fotoalben durchforstete, um Standorte und Aussehen der Gebäude zu dokumentieren.

1995 organisierten Christ und seine Mitstreiter eine erste Ausstellung. Bereits 1997 gaben sie eine rund 400 Seiten starke „Chronik des Bergbaudorfes Friedrichssegen“ heraus. Sodann begannen sie mit der Erschließung und Markierung der Wege. Der 1937 letztmals belegte Bergmannsfriedhof, der nach den Bestimmungen der Forst- und Denkmalbehörde renaturiert wird, wurde vom Arbeitskreis soweit instandgesetzt, dass er wieder begehbar ist. Ein Viadukt wurde wiederaufgebaut, die Münder von Felix-, Heinrich- und Carlstollen freigelegt und vor dem Carlstollen ein Rastplatz errichtet, auf dem auch eine Lore an den Verlauf der 2.500 Meter langen Trasse der Grubenbahn vom Bahnhof zum Heinrichsstollen erinnert. Reste der alten Simultankirche wurden freigelegt, die Kirche in ihren Grundmauern teils wiederaufgebaut.

Anlaufpunkt für alle an der Historie Interessierten sollte ein eigenes Museum werden. Dazu stellte die Stadt Lahnstein dem Arbeitskreis das Verwaltungsgebäude der ehemaligen Kläranlage Friedrichssegen, das durch den Bau des Pumpwerkes überflüssig geworden war, zur Verfügung und richtete den Zugangsweg her. Die Schlüsselübergabe fand am 27. August 1999 bei der Einweihung des Pumpwerkes statt. Den Innenausbau des kleinen Museums finanzierte der Arbeitskreis selbst, unterstützt von heimischen Betrieben und Spenden.

Nach fast einem Jahr wurde das Bergbau-Museum Grube Friedrichssegen am 4. August 2000 feierlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Unter reger Teilnahme der Bevölkerung konnte der damalige Oberbürgermeister Peter Labonte viele Gäste begrüßen, darunter den Landtagsabgeordneten Roger Lewentz, Landrat Kurt Schmidt und viele Mitglieder des Stadtrats.

Hans-Günther Christ als Sprecher des Arbeitskreises hob in einem geschichtlichen Abriss über das Bergbaudorf hervor, dass Friedrichssegen wohl die jüngste Siedlungsgründung in weitem Umfeld sei. Solange die Erzvorräte reichten, war durch die Gewinne von der Grube eine Struktur geschaffen worden, die nicht nur Friedrichssegen selbst, sondern auch dem Umland Segen brachte. So hoch der Ort durch die Grube wirtschaftlich und sozial gestiegen war, so tief sank der Lebensstandard nach dem Konkurs im Jahre 1913. Not und Elend herrschten die Jahre nach dem Ersten Weltkrieg, bis nach dem Zweiten Weltkrieg im Ortsteil Ahl das neue Friedrichssegen entstand.

Eine original Lore, die Ende der 1990er Jahre noch im Heinrichsstollen gefunden wurde, steht im Außenbereich des Museums. (Fotos: S. Schupp)

Musikalisch untermalt wurde die Eröffnungsveranstaltung vom MGV Eintracht Friedrichssegen, der unter anderem das Steigerlied („Glück auf, der Steiger kommt“) anstimmte. Pfarrer Winfried Didinger segnete das Museum und mit dem Zerschneiden des Bandes durch Janik Herber wurde es eröffnet.

Durch handwerkliches Geschick und Idealismus schufen Egon Korn und Siegfried Herber sowie ihre Mitstreiter einen schmucken Raum. Die gesamte Mitte wird ausgefüllt von einem 7,2 Meter langen Modell der Bergbausiedlung anno 1900.  Alle 96 Gebäude, die ehemals von der „Neuen Welt“ bis zum Bergmannsfriedhof standen, sind nachgebildet, die Grubenbahn fährt als Märklin-Lok durch das Friedrichssegener Tal. Darüber hängen passend zum jeweiligen Modellpunkt anschauliche Skizzen und zum Teil historische Fotografien der einzelnen Gebäude, ob Schmiede, Werkshallen und Schornsteine oder Direktorenhaus und Zentralbüro, ergänzt mit den Erläuterungen. Neben Fotografien aus der alten Grubenzeit sind auch verschiedenste Mineralien zu bewundern, die in Friedrichssegen bekannt sind, darunter die Pyromorphite, die selbst in amerikanischen Archiven mit dem Fundort „Friedrichssegen / Lahn“ beschriftet sind. Unter einem Mikroskop können die Minerale bei zwanzigfacher Vergrößerung betrachtet werden. Besucher sind immer wieder hellauf begeistert über die Schönheit der Friedrichssegener Mineralien.

Zu sehen sind auch einzigartige Fotos aus dem Felixstollen. Eine Schaufensterpuppe trägt die Bergmannstracht. An der Außenwand des Museums ist ein dreidimensionaler Querschnitt durch die Stollengänge beim Inneren Grubenschacht, mehr als vier Quadratmeter groß und zehn Zentimeter tief, angebracht.

Das Museum wurde mit dem Tod von Hans-Günther Christ von Egon Korn als letztes aktives Mitglied des dann aufgelösten Arbeitskreises Grube Friedrichssegen der Stadt Lahnstein übergeben. Seitdem ist es in Obhut des Stadtarchivs Lahnstein. Nach dem Tod von Egon Korn im Jahr 2024 wird das Museum in Abstimmung mit Stadtarchivar Bernd Geil weiterhin ehrenamtlich betreut, womit das Erbe des Arbeitskreises Grube Friedrichssegen fortgesetzt wird.

Dabei wird künftig besonderer Wert auf die Vermittlung technischer Entwicklungen gelegt, die Friedrichssegen einst überregionale Bedeutung verliehen. Hierzu zählt die elektromagnetische Aufbereitungsanlage, die 1884 als modernste ihrer Zeit galt und internationale Beachtung fand.

Neben der Technikgeschichte wird auch die soziale Entwicklung im Ortsteil Tagschacht beleuchtet. Diese spiegelte das Auf und Ab der Bergbauära besonders wider, vom wirtschaftlichen Aufschwung mit Schule, Kirche und Wohnhäusern bis zum Verfall nach dem Konkurs von 1913. In den 1930er Jahren geriet Tagschacht unter Schlagzeilen wie „Ein Dorf verschimmelt“, „Das Tal der Verbannten“ oder „Das Tal der Verdammten“ als Tuberkulosebrutstätte weit über die Region hinaus in den Fokus der Öffentlichkeit. Kopien der damaligen Zeitungsartikel sind im Museum ausgestellt.

Weitere Personen, die freiwillig im Museum mitwirken möchten, können sich gerne beim Stadtarchiv melden. Zurzeit ist das kleine Museum jeden ersten Sonntag im Monat von 12.30 bis 15.00 Uhr sowie ganzjährig nach Vereinbarung geöffnet. Termine können direkt über das Stadtarchiv Lahnstein unter 02621 914-296 oder archiv@lahnstein.de vereinbart werden. Anlässlich des Jubiläums ist am Sonntag, 3. August bereits von 10.00 bis 16.30 Uhr geöffnet.

Das Museum befindet sich am Ortseingang von Lahnstein-Friedrichssegen, von der B 260 kommend über die Brücke rechts, gegenüber dem THW.