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UNESCO Welterbe
11. Januar 2019 Kategorie: Pressemitteilungen

50 Jahre Lahnstein

Der lange Weg bis zum Zusammenschluss (1. Teil)

Die Lahnmündung um 1890. (Foto: Slg. Stadtarchiv Lahnstein)

Lahnstein. Die Lahn war schon immer das trennende Element der beiden Städte Niederlahnstein und Oberlahnstein: in fränkischer Zeit Gaugrenze, im Mittelalter Grenze der Kurfürstentümer - erst in nassauischer Zeit kamen beide Städte unter den gleichen Landesherrn, den Herzog von Nassau (1806). Bald nach dem Bau der Eisenbahnbrücke (1862) und noch sechs Jahre vor dem Bau der ersten festen Straßenbrücke war 1867 in der Lokalpresse zu lesen, dass Ober- und Niederlahnstein in der Bevölkerungsstatistik aufgrund der Lage als ein einziger Ort gelten müsse. Nach Wiesbaden war „Lahnstein“ damals mit rund 6.000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt im ehemaligen Herzogtum Nassau. „Seit einigen Jahren ist die allgemeine Bezeichnung Lahnstein für beide Orte zusammen im Geschäftsverkehr vielfach adoptiert worden“.
So wundert es aus heutiger Sicht, dass die Vereinigung von Nieder- und Oberlahnstein noch über 100 Jahre auf sich warten ließ, obwohl sie sich in der Presse und in den städtischen Gremien zum politischen Dauerbrenner entwickelte. Fast in jeder Wahlperiode wurde von den Gemeindevertretern in Nieder- und Oberlahnstein über die Frage der Zusammenlegung debattiert und beraten.

1910 forderte der damalige Regierungspräsident von Wiesbaden die Verantwortlichen in Ober- und Niederlahnstein auf, sich zu einem eventuellen Zusammenschluss zu äußern, weil „die beiden Städte eine kommunale und wirtschaftliche Einheit darstellten“. Während Oberlahnstein abwartend reagierte, traten in Niederlahnstein Gegenströmungen auf. Zwar sprach sich der 1. Beigeordnete Christian Sebastian Schmidt für die Vereinigung aus, da die Gemeinden viele Gemeinsamkeiten hätten und durch eine Vereinigung trotz mancher Unbequemlichkeiten Vorteile erwachsen. Doch eine eigens zu diesem Zweck eingesetzte Kommission des Gemeinderats von Niederlahnstein hielt eine Vereinigung zu diesem Zeitpunkt nicht für günstig. Da sie hiervon für Niederlahnstein auch in naher Zukunft keine besonderen Vorteile erwartete, lehnte sie alle weiteren Verhandlungen ab.

Kurz nach dem Ersten Weltkrieg versammelten sich die Stadtverordneten beider Städte und debattierten gemeinsam. Weil Oberlahnstein zu dem Zeitpunkt ohne Stadtoberhaupt war, heißt es in einem Zeitungsbericht vom 29. März 1919 erwartungsfroh, sei „ein Haupthindernis von vornherein ausgeschaltet. Der Grundgedanke bei den Besprechungen muß sein, dass ein vereinigtes Lahnstein seine Stadtinteressen viel eher zur Geltung bringen und andere Behörden gegenüber vermöge der Bevölkerungszahl ein erschwertes Gewicht in die Waagschale zu werfen hat.“ Einstimmig wurde beschlossen, eine Kommission aus je fünf Vertretern beider Städte zu bilden, der die Aufgabe zufiel, in der Vereinigungsfrage eine Denkschrift auszuarbeiten. Dazu kam es wohl nicht. Ein Leserbriefschreiber forderte 1921, dass die städtischen Körperschaften nicht weiter hinter den Kulissen, sondern öffentlich über das Für und Wider diskutieren sollen. Er schlug eine Volksabstimmung vor und sah voraus: „In der Vereinigung liegt die Zukunft. Der gemeinschaftlichen zusammenführenden Angelegenheiten gibt es so viele, daß alles Trennende zurückstehen muss. Es gibt eine gute Ehe!“

Ende der 1920er-Jahre liefen Bestrebungen der Stadt Koblenz, den Stadtbezirk bis zur Lahngrenze auszudehnen, eventuell sogar auch Oberlahnstein einzugemeinden. Entsprechende Zeitungsberichte lösten Beunruhigung unter der Bevölkerung am Rhein-Lahn-Eck aus. Der Magistrat von Niederlahnstein erklärte daraufhin, dass sowohl die Stadtverwaltung als auch die städtischen Körperschaften (Magistrat und Stadtverordnetenversammlung) „einer Umgemeindung - aus geschichtlichen und finanziellen Gründen - völlig ablehnend gegenüber stehen“. Daraufhin wurde ein „Arbeitsausschuss zur Wahrung der Interessen der Niederlahnsteiner Bürgerschaft“ gebildet, der eine Entschließung („Resolution“) ausarbeitete, in der eine Vereinigung oder Eingemeindung einstimmig abgelehnt wurde.

Als sich 1932 der Kreisausschuss des damaligen Kreises St. Goarshausen in einem Gutachten für die Vereinigung von Nieder- mit Oberlahnstein ausspricht, schließt sich dem auch die Regierung in Wiesbaden an. Die Gremien beider Städte verweigern jedoch eine Zusammenlegung, weil die beiden Städte "keine geschlossene Wohngemeinschaft" bilden würden und zudem der "Charakter der Bevölkerung [,...] durchaus verschieden, wurzelnd in der geschichtlichen Überlieferung" sei. „Eine Zusammenlegung ... gegen den Willen der Bevölkerung würde auch heute eine Zwangsehe bedeuten, die sich nicht zum Vorteil beider Städte auswirken würde. Das Interesse am Aufbau würde dadurch gehemmt und es wäre das ungeeignetste Mittel beide Städte wieder hoch zu bringen.“ Niederlahnstein rechnete vor, dass keine finanziellen Einsparungen durch eine Zusammenlegung eintreten würden.

Der politische Umbruch 1933 gab den von Landrat und Regierungspräsident seit langem verfolgten Plänen einer Verwaltungsreform neuen Auftrieb. Auf Anordnung des Landrats von St. Goarshausen kamen die Gemeinderäte von Ober- und Niederlahnstein im Oktober 1935 zur Beschlussfassung über die staatlich geforderte Vereinigung der beiden Städte zusammen. Die Oberlahnsteiner Ratsherren votierten für den Zusammenschluss, die Niederlahnsteiner lehnten ab mit der Begründung, dass bei der bevorstehenden Neugliederung der NS-Reichsgaue die Lahn die neue Grenze bilden und somit beide Lahnstein künftig trennen würde. Da auch die Bevölkerung Niederlahnstein mehrheitlich ablehnend war, vertagte die Regierung in Wiesbaden die Angelegenheit bis auf weiteres.

Erfolgversprechender war der Versuch des Landrats von St. Goarshausen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, als er den deutschen und französischen Regierungsstellen mitteilte, dass die momentane Zeit äußerst günstig für die Zusammenlegung beider Städte sei. Darauf bestellte der Regierungspräsident von Koblenz, Dr. Wilhelm Boden, Landrat Schladt zum Regierungskommissar „mit dem Auftrag, den Zusammenschluss der beiden Städte mit Wirkung vom 1. April 1946 vorbereitend herbeizuführen.“ Als die Presse am 29. März berichtete, dass der neue Bürgermeister von Niederlahnstein, Dr. Ernst Schäfer, auch der erste Bürgermeister des zum 1. April rechtswirksam entstehenden neuen Lahnstein werden sollte, kam es in Oberlahnstein zum Aufruhr. Widerstand und Protest richteten sich nicht nur gegen die „diktatorische Art des Vorgehens“ der Regierungsstellen in Koblenz, sondern auch gegen die bislang nicht erteilte Bestätigung des seit August 1945 amtierenden Bürgermeisters Franz Josef Geil. Aber weniger der lautstarke Widerspruch aus Oberlahnstein als vielmehr rechtliche Bedenken – die deutsche Gemeindeordnung verlangte eine vorherige Anhörung des Gemeinderats – zwangen die Regierung schließlich, ihren fast verwirklichten Plan vorläufig aufzugeben.

Bedingt durch die Vakanz der Bürgermeisterstelle in Niederlahnstein wurde 1955 die Vereinigung von der Presse wieder andiskutiert. Die Niederlahnsteiner sprachen von einem „Eingemeindungsfimmel“ der Oberlahnsteiner, die nichts lieber täten, als die Nachbarstadt zu schlucken.

Doch erst das vom Landtag von Rheinland-Pfalz beschlossene Vierte Landesgesetz über die Verwaltungsvereinfachung vom 10. Januar 1969 setzte mit der Bildung der Stadt Lahnstein den Schlusspunkt unter eine Entwicklung, die über 100 Jahre die Gemüter hüben wie drüben der Lahn bewegt hatte.