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UNESCO Welterbe
08. November 2018 Kategorie: Pressemitteilungen

Hans G. Kuhn und sein Beitrag zur Lahnsteiner Geschichte

Mit 74 Jahren verstarb der langjährige Vorsitzende des Lahnsteiner Altertumsvereins

Das Foto zeigt Hans G. Kuhn mit Toni Schmitt 2017 im Stadtarchiv (Foto: Bernd Geil, 2017)

Lahnstein. In der Nacht zum 13. Oktober 2018 starb nach langer Krankheit Hans G. Kuhn. Der gebürtige Westpreuße, geb. 23. Mai 1944 in Graudenz/Westpreußen, gehörte zu den eifrigsten Forschern und Vermittlern der Stadt- und Regionalgeschichte.

Nach dem Abitur kam er durch die Bundeswehr nach Lahnstein. Hier lernte er seine spätere Frau Ursula kennen, die er 1966 ehelichte und mit ihr eine Familie gründete. Nach dem Wehrdienst absolvierte er ein Lehramtsstudium mit dem Schwerpunkt Biologie, Theologie und Techniklehre. 1970 bis 1976 fand er seine erste Anstellung als Lehrer an der Kaiser-Wilhelm-(Haupt-)Schule Lahnstein. Von 1976 bis 1980 war er Konrektor an der Hauptschule Mülheim-Kärlich. Schließlich kehrte er 1980 als Rektor an die Kaiser-Wilhelm-Schule nach Lahnstein zurück. Aus gesundheitlichen Gründen schied er im Sommer 1996 aus dem Schuldienst aus und war ab Februar 1997 bis zum Eintritt in den Ruhestand am 31. Juli 2008 als Landesbibliograph im Landesbibliothekszentrum / Rheinische Landesbibliothek Koblenz (RLB) tätig.

„Vergangenheit entdecken – Gegenwart verstehen - Zukunft gestalten“ wählte Kuhn, der durch seine Arbeit in der RLB viel Kontakt auch zu anderen Heimatvereinen hatte, zu seinem Motto, als er 1999 den Vorsitz im Lahnsteiner Altertumsverein übernahm. Schon zuvor war er seit 1987 dessen zweiter Vorsitzender. Kuhn wollte den Lahnsteinern die eigene Geschichte näherbringen, sie sensibilisieren und ihr Interesse schärfen. Dies gelang ihm nicht nur durch intensive Öffentlichkeitsarbeit, sondern auch durch die Balance zwischen wissenschaftlichem Anspruch und Breitenwirkung des angebotenen Programms. Die Mitgliederzahl des Vereins steigerte sich um das Vierfache auf zuletzt 116. Dem Verein gab der Vorstand den Namenszusatz „Gesellschaft für Geschichte des heimatlichen Raumes“. Eine ansprechende, informative Homepage wurde von Kuhn aufbereitet und stetig erweitert.

Jedes Jahr wurde unter ein Motto gestellt und entsprechende niveauvolle Vorträge, Exkursionen und Studienreisen angeboten. So stand 2013 vor dem Hintergrund des 75-jährigen Gedenkens der Reichspogromnacht die Geschichte des Judentums  auf dem Jahresprogramm, mit Exkursionen zu jüdischen Friedhöfen in Lahnstein und der Region. „Man darf Geschichte nicht ausblenden, sondern muss sich ihr stellen, auch wenn es kein Vergnügen ist“, resümierte er mit Blick darauf, dass sich viele Menschen heute diesem Thema verschließen. Über den Lahnsteiner jüdischen Friedhof am Ahler Weg forschte er eifrig in den Archiven und konnte letztlich nachweisen, dass sich der ältere (unbekannte) Friedhof gleich hinter dem heutigen befand. Seine Ergebnisse veröffentlichte er in dem Buch „Was geblieben ist -Spuren jüdischen Lebens in Lahnstein“. Bereits in den 1980er Jahren, als er Rektor der Kaiser-Wilhelm-Schule war, ging er mit Schulklassen auf den Judenfriedhof, um die Gräber von abfallenden Ästen zu befreien. Auch an der Stolpersteinaktion der Kolpingfamilie beteiligte er sich maßgeblich. Er half bei der Ausgestaltung einer Führungsbroschüre über die in Lahnstein verlegten Stolpersteine. Mit den Nachkommen emigrierter Juden stand er bis zuletzt in Briefkontakt.

Andere Themen waren z.B. die Kelten und Römer. Kuhn wollte nicht, dass die Heimatgeschichte mit ihren berühmteren Persönlichkeiten wie zum Beispiel Dr. Robert Bodewig in Vergessenheit gerät. Deshalb trug er alle Schriften Bodewigs zusammen und bearbeitete sie. Das Ergebnis war die zweibändige Bodewig-Edition, die er mit dem Lahnsteiner Altertumsverein 1998 und 2005 herausgab. Als 1999 das Stadtjubiläum “675 Jahre Lahnstein“ anstand, arbeitete er die Geschichte aller Lahnsteiner Schulen auf und veröffentlichte sie auf 55 Seiten in dem von der Stadt herausgegebenen Buch „Die Geschichte der Stadt Lahnstein im 19. und 20. Jahrhundert“. Auch die Kapitel „Banken und Sparkassen“ und „Kulturelles Leben in Lahnstein“ entstammen seiner Feder.

Bei den Festschriften „125 Jahre Evangelische Kirche Oberlahnstein“, “50 Jahre CDU Oberlahnstein“ und „30 Jahre Deutsche Vereinsmannschaftsmeisterschaften im Rhönradturnen in Lahnstein“ wirkte er federführend mit. Zudem verfasste er zahlreiche Beiträge in Sammelwerken und Jahrbüchern wie dem Kreisheimatjahrbuch des Rhein-Lahn-Kreises. Ein weiteres Buch über den Weinbau, über den er seit vielen Jahren forschte, konnte er krankheitsbedingt nicht mehr zu Ende bringen.

Erwähnt werden müssen auch die Ausgrabungen auf dem Lahnsteiner Feldberg, die er vor einigen Jahren nach seiner Quellenforschung initiierte und begleitete. Dabei konnten Spuren römischer Besiedlung ausfindig gemacht werden.

Im Stadtarchiv Lahnstein war er häufigster Benutzer, konnte fließend die alte Schrift vergangener Jahrhunderte lesen und den Inhalt verstehen. Daher wurde er auch oft von anderen Nutzern zurate gezogen, erinnert sich Stadtarchivar Bernd Geil, der Kuhn zu verdanken hat, dass das Stadtarchiv nach dem Ruhestand seines Vorgängers Willi Eisenbarth in Lahnstein verblieb und von ihm als einem Diplomarchivar besetzt wurde. Mit Blick auf den gesamten Rhein-Lahn-Kreis ist dies nicht selbstverständlich, aber wie sich zeigt, sehr sinnvoll. Sowohl bei den Öffnungen des Hexenturms zu verkaufsoffenen Sonntagen als auch des Stadtarchivs zu „Tagen der offenen Tür“ stand er dem Archivleiter als Aufsichtskraft zur Verfügung. Mit seinen hervorragenden Kenntnissen konnte er allen Besuchern die Archivalien im Archiv und die Exponate der Vor- und Frühgeschichte im Museum im Hexenturm erklären.

Gerne hätte Hans G. Kuhn das Museumsgebäude, das sich von 1914 bis 1945 in der Bodewigstraße befand, wiederbelebt. Dies blieb ihm und seinem Verein versagt. „Auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren“, schrieb Oberbürgermeister Peter Labonte in einem Kondolenzschreiben an Witwe Ursula Kuhn, „so habe ich ihn stets als engagierte Persönlichkeit geschätzt, die sich stets um die Vermittlung der Geschichte unserer Stadt eingesetzt hat.“

Auch in der Interessengemeinschaft „Bürger und Verkehr“ war er Anfang der 1990er Jahre aktiv. Über Lahnstein hinaus engagierte sich Hans G. Kuhn seit 1972 in wechselnden Funktionen im Vorstand des Kreisverbands der Europa-Union Deutschland. Viele Jahre organisierte er den europäischen Schulwettbewerb im Rhein-Lahn-Kreis.

Mitte Juni offenbarte Hans G. Kuhn seinen Mitglieder im Altertumsverein die Tragweite seiner Krankheit, verabschiedete sich schweren Herzens aus der Vorstandsarbeit, resümierte seine Erfolge und Misserfolge, dankte seinen Getreuen und wünschte dem Verein ein „vivat- crescat- floreat!“ – Er lebe hoch – er wachse – er blühe“. Nun ist er von uns gegangen. Die Stadt Lahnstein ist Hans G. Kuhn zu Dankbarkeit verpflichtet.