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UNESCO Welterbe
21. November 2018 Kategorie: Pressemitteilungen

Vom Weltkriegsende 1918 zu den ersten freien Wahlen 1919

Lahnsteiner erfuhren Neuigkeiten von der Kanzel

„Bekanntmachung der Bürgermeister von Ober- und Niederlahnstein“ aus dem Lahnsteiner Tageblatt vom 11.11.1918

Lahnstein. Die Nachricht von den Revolutionsereignissen, der Abdankung des Kaisers und den Waffenstillstandsverhandlungen erfuhr die Lahnsteiner Bevölkerung in der zweiten Novemberwoche aus der Presse. Die Bevölkerung war sehr gefasst, einige weinten, hielt der evangelische Pfarrer Mencke in seiner Chronik fest, nachdem er die neuesten Ereignisse in Berlin und Compiègne den Kirchenbesuchern von der Kanzel berichtete. Zwar wurden die deutsche Bevölkerung über die Misserfolge der Sommeroffensive 1918 lange im Unklaren gehalten, doch zeichnete sich in den  Wochen danach ab, dass die Mittelmächte den Krieg nicht mehr gewinnen werden.

In Koblenz dauerte die Revolution nur einen Tag, als am 8. November ein Ziviler mit roter Fahne zum Revolutionsmarsch aufbrach und sich ihm rund 500 Koblenzer anschlossen. Dabei wurden die Magazine geplündert, die Gefängnisse gestürmt und politische Gefangene befreit. Rasch bildete sich ein provisorischer Soldatenrat, der die Militär- und Polizeigewalt beanspruchte. Doch nach wenigen Tagen gab der Rat seine Macht an die Stadtspitze ab, weil die Verwaltung noch funktionierte und die Militärpräsenz sehr hoch war. Ein Arbeiterrat wurde sogar vom Oberbürgermeister persönlich zusammengestellt.

Sowohl in Ober- als auch in Niederlahnstein wurden revolutionäre Erhebungen nicht beobachtet. Zwar erschienen in Oberlahnstein am Nachmittag des 10. November 1918 zwei berittene Soldaten mit weißen Armbinden, um im Auftrag des Koblenzer Soldatenrats „Ordnung zu halten“, doch schloss sich diesen nur die Schuljugend an, da sie die Sache von der scherzhaften Seite auffasste und ihnen wie am Fastnachtstag hinterherlief. Die Bürgermeister von Oberlahnstein und Niederlahnstein riefen in der Presse am 11. November zu Ruhe und Besonnenheit auf.

Das äußerliche Leben schien durch die Novemberrevolution nur wenig berührt, die Behörden und Fabriken arbeiteten weiter und der Eisenbahnverkehr blieb zunächst fast vollständig intakt. Die Bürger sorgten sich bei aller Trauer um die vielen Gefallenen und Verletzten um ihre eigene nahe Zukunft, vor allem die schlechte Ernährungssituation und die Versorgung mit Winterbrand. Einige Unruhe entstand durch den Rückzug der deutschen Truppen ins Landesinnere. Die Lahnsteiner feierten die heimkehrenden Soldaten, mussten aber Quartiere für die durchziehenden Truppen bereitstellen und Straßenschäden durch die schweren Wagen, Lastautos und Geschütze hinnehmen.

In Oberlahnstein bildete sich Ende November ein Bürger- und Bauernrat aus den einzelnen Berufsgruppen, der sich als Vertretung der ganzen Bürgerschaft sah. Auch die gewählten städtischen Körperschaften (Magistrat und Stadtverordneten-versammlung) blieben im Amt. An weiteren Räten sind in der Chamottefabrik (Didierwerke) ein Arbeiter- und Beamtenrat und im Bezirkskommando (Wilhelmstraße) ein Soldatenrat zu nennen, die sich aber wie alle Soldaten- und Arbeiterräte im besetzten Gebiet und in der neutralen Zone schon Mitte Dezember wieder auflösen mussten.

Zur Aufrechterhaltung der äußeren Ordnung wurden im Einvernehmen mit dem Soldatenrat Bürgerwehren aus den männlichen Einwohnern von 20 bis 60 Jahren gebildet, die die Polizei bei der Sicherung der Einwohner und ihres Eigentums unterstützen sollten. Beim Einzug der Besatzungstruppen im Dezember 1918 sollten diese Bürgerwehren die Bevölkerung zu Besonnenheit gegenüber den ausländischen Soldaten ermahnen. Für die Einquartierung wurden von eigens gebildeten Kommissionen Pläne entwickelt, wo die französischen Soldaten unterzubringen sind, vornehmlich in der Kaiser-Wilhelm-Schule und in der ehemaligen Lazarettstation Markstraße, die die Stadt von der Lazarettverwaltung gekauft hatte. Offiziere wurden in Hotels untergebracht.

Zur Behebung der Wohnungsnot richteten beide Stadtverwaltungen gemeinsam ein Mieteinigungsamt ein. Der Kommandierende General der Armee erließ eine Polizeiverordnung mit Vorschriften über den Aufenthalt, den Verkehr, für Versammlungen, für die Presse bis hin zum Alkoholgenuss. Selbst das Läuten der Glocken wurde von der Ortsmilitärbehörde geregelt. Alle Zivilisten hatten gegenüber den Offizieren der französischen und alliierten Armee eine achtungsvolle Haltung einzunehmen. Jeder Einwohner ab zwölf Jahren musste sich einen besonderen Ausweis mit Lichtbild erstellen lassen, ohne den er nicht auf die Straße durfte. Die Straßenbeleuchtung wurde abgeschaltet, von 21 Uhr bis 6 Uhr früh galt eine Ausgangssperre. Die anfänglichen Spannungen zwischen der Bevölkerung und den Besatzungstruppen lösten sich bald, als man erkannte, dass die Besetzung nicht nur vorübergehend war. Überheblichkeit auf der einen Seite und eine gewisse feindliche Distanz auf der anderen Seite wichen. In gutem Einvernehmen versuchten Behörden und Bevölkerung mit der Besatzung zu leben. Erst elf Jahre später, im November 1929, endete für die beiden Lahnstein die Besatzungszeit.

Am 19. Januar 1919 fanden die Wahlen zur verfassungsgebenden Nationalversammlung statt, die vom Zentrum, gefolgt von den Sozialdemokraten, gewonnen wurden. Erstmals durften auch Frauen wählen und gewählt werden. Eine Woche später folgte ein ganz ähnliches Ergebnis bei den Wahlen zur preußischen Landesversammlung, für die der ehem. Landtagsabgeordnete Hermann Josef Geil (Zentrum) kandidierte und schließlich als Nachrücker hineingewählt wurde. Gewählt wurde erstmals nicht mehr nach dem preußischen Dreiklassenwahlrecht, sondern nach dem Verhältniswahlrecht, das nicht mehr an Besitz gebunden war. Während der Oberkommandierende der verbündeten Besatzungstruppen die Erneuerung  der Gemeindevertretungen zunächst nicht gestattete, wurden dann aber im rechtsrheinischen Gebiet für den 19. Oktober 1919 Wahlen zu den Stadtverordnetenversammlungen genehmigt.
Die Ausstellung „Lahnstein(er) im Ersten Weltkrieg“ ist noch bis Sonntag, 25. November, täglich von 13.30 Uhr bis 17.00 Uhr, in der Hospitalkapelle zu sehen.