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UNESCO Welterbe
07. Februar 2019 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 10 Jahren starb Hans-Günther Christ, Erforscher und Kenner der Friedrichssegener Heimatgeschichte


Das Foto zeigt Hans Günter Christ beim Rundgang in der Siedlung „Tagschacht“, wo einst sein Geburtshaus stand. (Foto: Bernd Geil/Stadtverwaltung Lahnstein)

Lahnstein. Vor zehn Jahren starb Hans-Günther Christ. Der pensionierte Bahnbeamte hatte sich seit 1994 ganz der Geschichte und Entwicklung des ehemaligen Bergarbeiterdorfs Friedrichssegen verschrieben.

Sein Geburtsort Friedrichssegen setzte sich aus den Ortsteilen „Tagschacht“, „Kölsch Loch“, „Neue Welt“ und „Ahl“ zusammen. In der Wohnanlage „Tagschacht“ zwischen dem ehemaligen Bergarbeiterfriedhof und dem 1913 geschlossenen Hauptmaschinenschacht wurde Hans Günther Christ am 14. Februar 1929 geboren. Er musste miterleben, wie die Bewohner mangels Arbeit wegzogen und die Gebäude nach und nach verfielen. Mit seinen beiden Brüdern besuchte er die 1929 neuerbaute Volksschule. Ein altes Versprechen, die fast vergessene Bergbaugeschichte aufzuarbeiten und den Nachkommen sichtbar zu machen, setzte er ab 1994 mit ca. 14 Gleichgesinnten in die Tat um. Sie gründeten den Arbeitskreis Grube Friedrichssegen. Zunächst wurden zahlreiche Archive und Fotoalben der Mitbürger durchforstet, um Standorte und Aussehen der Gebäude zu dokumentieren. 1997 gab der Arbeitskreis eine 392 Seiten starke Chronik des Bergbaudorfs heraus. Sodann begannen sie mit der „Erschließung“ und Markierung der Wege. Der 1937 letztmals belegte Bergmannsfriedhof, der nach den Bestimmungen der Forst- und Denkmalbehörde „renaturiert“, also der Natur zurückgegeben wird, wurde vom Arbeitskreis wieder begehbar ist.
Als Achtjähriger musste Hans Günther Christ die Sprengung der Simultankirche miterleben. Von der Natur überwuchert schauten nur einige Ziegelsteine und eine der beiden großen Eingangssäulen heraus. Christ und seine Mitstreiter trugen die Schuttschichten ab, legten das Fußbodenornament frei und bauten aus den Resten neugotischen Bruchsteinmauerwerks die Kirche in ihren Grundmauern wieder auf. Mehrere Stolleneingänge (Felixstollen, Heinrichstollen und Carlstollen) wurden vom Arbeitskreis freigelegt. Der Felixstollen wurde sogar auf 1017 Meter begehbar gemacht. Vor dem Carlstollen wurde ein Rastplatz errichtet, auf dem auch eine Lore („Grubenhunt“) an den Verlauf der 2500 Meter langen Trasse der Grubenbahn vom Bahnhof zum Tagschacht erinnert. Eine weitere Lore wurde auf Schienen nahe des Ortsteils „Olsborn“ aufgestellt.
Im ehemaligen Betriebsgebäude der Abwasserkläranlage (jetzt Pumpstation PW 8) errichtete der Arbeitskreis ein kleines Museum, das im August 2000 eröffnet wurde.  Zu sehen sind ein 8 Meter langes Modell des einstigen Bergarbeiterdorfs um 1905, Fotografien aus der alten Grubenzeit und 119 verschiedene Mineralien, die in Friedrichssegen bekannt sind. Ferner hatte der Arbeitskreis viele Ausstellungen in Lahnstein veranstaltet.

Hans Günther Christ war stolz über jede neue Erkenntnis, die er aus den Archivquellen gewinnen konnte und schrieb sie nieder. Heute dokumentieren zahlreiche Broschüren sein Werk. Neben der Gesamtchronik entstand die Reihe „Geschichte der Heimat“ mit Abhandlungen über den Hauptmaschinenschacht und Wohnanlage Tagschacht, die Werksanlagen und Schornsteine im Friedrichssegener Tal, die Aufbereitungsanlagen, die Geschichte des Bergbaus im Friedrichssegener Tal, Handel, Handwerk und Gewerbe, die Schulen, die Kirchen, das Ehrenmal, die Friedrichssegener Familiennamen, Friedrichssegen als Verlagsort, Paul Multhaupt und sein Wirken, das Lahnkraftwerk, die Eisenbahn, das Tonwerk der Grube Friedrichssegen und sein Nachfolger sowie die Brücke. Auch über den Männergesangverein Eintracht Friedrichssegen, dem er seit 1946 als aktiver Sänger angehörte sowie die Siedlergemeinschaft St. Martin, dessen Mitbegründer und seit 1958 auch 1. Vorsitzender er war, veröffentlichte er umfangreiche Dokumentationen. In seiner Broschüre zur Römerzeit im heutigen Stadtgebiet Lahnstein“ wies er nach, dass schon zu römischer Zeit in Friedrichssegen Bergbau betrieben wurde. Ihm gelang es auch nachzuweisen, dass nach heutigem Kenntnisstand der Name Friedrichssegen erstmals im Jahre 1848 als „Zeche Friedrichssegen“ im Schriftverkehr mit der herzoglich Nassauischen Regierung genannt wurde.

Christ war nicht nur ein gründlichen Erforscher und ausgewiesener Kenner der Friedrichssegener Geschichte, sondern auch ein stets hilfsbereiter Mitbürger. Mit Begeisterung erzählte er bei Rundgängen, wie seine Generation nach dem 2. Weltkrieg das „neue“ Friedrichssegen an der Lahn aufgebaut und zu einem heute  lebenswerten Wohngebiet entwickelt hat. Auch im aktuellen Ortsgeschehen war Christ´s Rat stets gefragt und geschätzt. Mit mehr als 100 Bürgern gründete er 2003 eine Interessengemeinschaft, die sich für die Belange des Ortsteils einsetzt. Im Rahmen des Wettbewerbs der Landesregierung „Unser Dorf hat Zukunft“ machte er sich für „sein“ Friedrichssegen stark. Auch im Evangelischen Kirchenvorstand war er bis zuletzt aktiv.

Am 6. Februar 2009 starb Hans-Günther Christ. Seine Erkenntnisse leben fort im Bergbaumuseum, in seinen Broschüren und auf der informativ gestalteten Homepage (www.bergbaumuseum-friedrichssegen.de) im Netz. Im Stadtarchiv Lahnstein sind sein Quellenmaterial und seine Forschungsergebnisse für die Nachwelt erhalten.