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UNESCO Welterbe
21. Juli 2014 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 700 Jahren: Krönung Ludwig der Bayer

Stadtarchiv Lahnstein erinnert an den römisch-deutschen König und Kaiser Ludwig, der 1324 Oberlahnstein die Stadtrechte verlieh.

Das Foto zeigt ein Ölgemälde von Willi Britschgi, nämlich die Verleihung der Stadtrechte an Oberlahnstein im Jahr 1324 durch Kaiser Ludwig. Das Bild hängt im Alten Rathaus

Der römisch-deutsche König und Kaiser, der vor 690 Jahren Oberlahnstein zur Stadt erhob, war Ludwig IV. Er wurde mit Beinamen „der Bayer“ genannt, weil er aus dem bayerischen Geschlecht der Wittelsbacher stammte. 1314 wurde er zum römisch-deutschen König gewählt.
Das 700-jährige Thronjubiläum ist Anlass für den Freistaat Bayern, diesem Herrscher eine Landesausstellung in Regensburg zu widmen. Der Lahnsteiner Dr. Hubertus Seibert, der Hochschuldozent an der Universität in München ist, hat zudem mit seinen Studenten eine interessante App entwickelt, die seit kurzem unter www.kaiser-ludwig-in-muenchen.de im Internet aufzurufen ist. Hier kann man auf den Spuren des Kaisers durch die bayerische Landeshauptstadt wandern und z.B. Informationen zum 1905 errichteten Kaiserstandbild oder zur Residenz aufrufen. Zudem hat Dr. Hubertus Seibert, auch 2. Vorsitzender des Lahnsteiner Altertumsvereins, einen 543 Seiten starken Sammelband „Ludwig der Bayer, Reich und Herrschaft im Wandel“ herausgegeben.
Für die Bayern nimmt Kaiser Ludwig IV. einen besonderen Platz in der Ahnengalerie ein, war er doch der erste Wittelsbacher auf dem Kaiserthron, ein Förderer der Städte, „Mehrer“ des bayerischen Herzogtums und nicht zuletzt standhafter Kämpfer gegen päpstliche Machtansprüche. Vollends verdunkelt wurde sein Bild in der Geschichte durch seinen Gegenkönig und Nachfolger Karl IV. In der öffentlichen Wahrnehmung findet die Phase zwischen dem Ende der Stauferherrschaft und dem Kaisertum des prächtig in Prag residierenden Karl IV. wenig Beachtung. Doch vieles, wofür Ludwigs Nachfolger gerühmt wurde, geht bereits auf die Zeit des Wittelsbachers auf dem Kaiserthron zurück.
Zur Vorgeschichte: Im Jahr 1180 belehnt Kaiser Friedrich I. Barbarossa den Grafen Otto von Wittelsbach mit dem Herzogtum Bayern und begründet damit die Führungsposition der aufstrebenden Adelsdynastie. Als 1214 die Rheinpfalz hinzukommt, steigt Bayern zwar zur Territorialmacht auf, wird jedoch durch Streitigkeiten innerhalb der Herrscherfamilie geschwächt. 1255 erfolgt die erste Teilung: Herzog Ludwig II. der Strenge erhält Oberbayern und die Pfalz, sein Bruder Heinrich Niederbayern. Ludwig II. hinterlässt sein Land den Söhnen Rudolf und Ludwig. Damit sind die lebenslangen Machtkonflikte der beiden ungleichen Brüder vorgezeichnet. Ludwig kommt Ende 1281/Anfang 1282 (genaues Datum nicht bekannt) als Zweitgeborener in der Münchner Residenz zur Welt. Er steht zunächst im Schatten Rudolfs, der nach dem Tod des Vaters 1294 zusammen mit der Mutter die Geschicke Oberbayerns lenkt. Doch Ludwig treibt seine Karriere konsequent voran, die Brüder verfeinden sich. Ludwig, seit 1301 Mitregent, heiratet 1308 Beatrix, die Tochter des Herzogs von Glogau. Nach dem Tod der Herzöge von Niederbayern kommt es zum Streit um die Vormundschaft zwischen Ludwig von Oberbayern und Friedrich den Schönen von Habsburg. Der Konflikt eskaliert in der Schlacht von Gammelsdorf, die im November 1313 mit einem Sieg Ludwigs endet.
Ludwig setzt sich im Reich durch: Im August 1313 stirbt Kaiser Heinrich VII. Nun konkurrieren mit den Habsburgern, den Luxemburgern und den Wittelsbachern gleich drei mächtige Dynastien um die Wahl zum neuen König. Eine Mehrheit der Kurfürsten entscheidet sich 1314 für Ludwig. Das habsburgische Lager beharrt auf seinem Kandidaten Friedrich den Schönen und reklamiert die Rechtmäßigkeit der Wahl für sich. Ein Doppelkönigtum ist unvermeidlich. Acht Jahre zieht sich die Auseinandersetzung hin, schließlich siegt Ludwig 1322 in der Schlacht bei Mühldorf am Inn. Da der Kriegsausgang als Gottesurteil gilt und die Machtverhältnisse klärt, ist Ludwigs Königsherrschaft im Reich nun unangefochten. Aber schon drei Jahre später erwächst ihm mit Papst Johannes XXII. ein neuer, weitaus gefährlicherer Gegner. Der Papst, der damals in Avignon residiert und auf den Schutz des französischen Königs angewiesen ist, will nur einem von ihm anerkannten Monarchen die Ausübung der Herrschaftsrechte zugestehen. Er beansprucht den Thronstreit von der päpstlichen Kurie entscheiden lassen. Da Ludwig der Forderung, die Krone niederzulegen, nicht Folge leistet und zudem in Italien Reichs- und Kaiserrechte proklamiert, greift Johannes zur schärfsten Kirchenstrafe und bannt den deutschen König.
Doch Fürsten und Städte stärken Ludwig den Rücken, der bayerische Klerus bleibt überwiegend königstreu. Im Zug seiner Machtsicherung baut der König den Judenschutz aus, fördert den Handel und sichert sich die Gunst der Städte durch Selbstverwaltungsrechte und Privilegien. Wohlhabende Patrizierfamilien zeigen sich erkenntlich und finanzieren die Aktivitäten des Herrschers.
Obwohl Papst Johannes XXII. mit aller Macht einen Italienzug Ludwigs zu verhindern versucht, macht sich der König auf den Weg nach Rom, wo er 1328 von Vertretern des römischen Volkes die Kaiserkrone empfängt. Der Konflikt eskaliert. Im April 1338 erklärt Ludwig den Papst für abgesetzt und hebt Nikolaus V. als Gegenpapst auf den Stuhl Petri in Rom. Im Reich erfährt die papstkritische Politik Ludwigs weiterhin Rückhalt. 1338 weisen die Kurfürsten den Einfluss des Papstes auf die deutsche Königswahl entschieden zurück. Mit dem Weistum von Rhens stellen sie unmissverständlich klar, dass der von ihnen gewählte Kandidat auch ohne Bestätigung des Papstes rechtmäßig den Titel des König führt und alle damit verbundenen Gewalten besitzt. Die Königswürde basiert einzig auf Wahl, Krönung und Inthronisation. Nachdem Ludwig der Bayer im Sommer des selben Jahres auf dem Reichstag von Frankfurt verkündet, dass die kaiserliche Würde und Macht einzig von Gott alleine kommt, steht er im Zenit seiner Herrschaft.
Zudem baut Ludwig seine Hausmacht aus. Als 1324 die Markgrafen von Brandenburg aussterben, belehnt der Kaiser seinen ältesten Sohn Ludwig (V.) mit der Mark Brandenburg. Mit diesem Schachzug sichern sich die Wittelsbacher die Brandenburger Kurstimme. Auch in Bayern bleibt Ludwig nicht untätig. Nach dem Erlöschen der niederbayerischen Linie der Wittelsbacher 1340 vereinigt er die beiden Landesteile in seiner Hand. Das Jahr 1342 bringt eine weitere Vermehrung des Besitzes. Der Kaiser arrangiert die Heirat seines Sohnes mit der Erbin des Landes Tirol. Schließlich erbt Kaiser Ludwig 1346 nach dem Tod seiner zweiten Frau Margarethe von Holland die ökonomisch bedeutsamen Grafschaften Holland, Seeland, Friesland und Hennegau.
Seine skrupellose Hausmachtpolitik und der wittelsbachiche Machtzuwachs bringen Ludwig bei den Reichsfürsten Misstrauen ein. 1346 erklärt ein Teil der Kurfürsten ihn für abgesetzt und wählt in Abstimmung mit Papst Clemens VI. den Luxemburger Karl (IV.) zum König. Noch bevor es zum Kampf kommt, stirbt Kaiser Ludwig am 11. Oktober 1347. Obwohl er bis zu seinem Tod nicht aus dem kirchlichen Bann gelöst wird, findet er seine letzte Ruhe in der Münchner Frauenkirche.