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UNESCO Welterbe
27. Juni 2014 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 75 Jahren: Niederlahnstein feiert sein Erdbeerfest zusammen mit dem „Fest der schweren Artillerie“


Festwagen der Erdbeerkönigin

Niederlahnstein hatte in den 1930er Jahren den Ruf des „größten Erdbeeranbaugebietes in Westdeutschland“. Seit 1934 wurde alljährlich ein Erdbeerfest als großes Volksfest mit Erdbeerkönigin und Festzug erfolgreich veranstaltet.

1939 hatte das Städtische Verkehrsamt erfahren, dass die Leitung der im November 1938 errichteten Deines-Bruchmüller-Kaserne ausgerechnet am Wochenende des Erdbeerfestes einen „Tag der schweren Artillerie“ feiern wollte. Findig, wie die Niederlahnsteiner sind, fand man schnell eine Lösung. Beide Veranstaltungen wurden zu einem Doppelfest verbunden. Zwei Abzeichen, eine Erdbeere und die Granate der Artillerie schmückten die Besucher.

Zur Eröffnung am Samstag spielte der Musikzug der Koblenzer Pioniere auf dem Platz vor dem Amtsgericht. Auf dem Marktplatz befanden sich Vergnügungspark und Weinbrunnen. Am Sonntagnachmittag fuhr die Erdbeerkönigin Elfriede I. (Elfriede Jost, verh. Schroer) mit ihrem Gefolge und unter Begleitung berittener Truppen der Wehrmacht in historischen Uniformen durch die Straßen der Stadt. Die Reitergruppen kamen in der Tracht der friderizianischen Zeit sowie aus der Zeit der Befreiungskriege 1813/15 und die Artilleristen in „Friedensuniform“. Die Fahrer des Prunkwagens der Erdbeerkönigin waren in Alt-Lahnsteiner Bauerntracht gekleidet. In einer Kutsche folgten die ehemaligen Erdbeerköniginnen. Auf einem weiteren Festwagen war eine große Erdbeere aufgebaut, in der sich Wichtelmännchen verbargen. Ein weiterer vierspänniger Festwagen zeigte eine hölzerne Kanone aus dem Dreißigjährigen Krieg.

Wegziel des Festumzuges war die Kaserne, wohin das Artillerieregiment 70 zu einem Tag der offenen Tür geladen hatte. Die NS-Presse pries, dass die Veranstaltung mit ihren mannigfachen Darbietungen „in überzeugender Weise das innige Verhältnis zwischen Wehrmacht und Bevölkerung zum Ausdruck [brachte], ein Verhältnis, das man als ein starkes Fundament im großen Bau der Nation bezeichnen kann.“ Tausende Besucher verfolgten die motorsportlichen und jagdsportlichen Vorführungen, nutzten Kasernenrundfahrten, verfolgten die Darbietungen der Nachrichten-Abteilung, besichtigten die Innenräume der Kaserne oder übten sich an den Schießständen. Die Feldküche in der großen Exerzierhalle bot „Erbsen mit Speck“. Die Berichte im Nationalblatt über den „Tag der schweren Artillerie“ verdrängten das Erdbeerfest auf den bescheidenen Hinweis, dass die Erdbeerkönigin von Niederlahnstein auf ihrem prunkvollen Festwagen ihren Einzug in den Turnierbereich hielt. Der Königin wurde durch Vortragen von Gedichten gehuldigt. Von der Ehrentribüne durfte sie mit den Vertretern von Partei, Staat und Behörden die Darbietungen der Soldaten ansehen, die mit der Preisverteilung und einem Gedenken an den Führer endeten.

In der Stadt herrschte den ganzen Sonntag und auch Montag laut Anzeige „buntes Treiben und Tanz in den Gaststätten, Erdbeermarkt, Volksbelustigung, Erdbeerkleinverkauf an den Verkaufsständen, in den Gaststätten Erdbeerbowle und in den Cafes Erdbeertorte.“

Der Zweite Weltkrieg und die Nachkriegsnöte sorgten für eine ungewollte zehnjährige Pause des Erdbeerfestes. 1949 entschloss man sich zur Wiederaufnahme, ab 1950 mit Festzug und Erdbeerkönigin. Seit 1963 gab das Niederlahnsteiner Erdbeerfest immer mehr von seinen traditionellen Elementen auf. Erhalten blieb bis heute lediglich die Ruderregatta auf der Lahn, mit der eine neue Tradition begründet wurde, die auf die "Lehner Kirmes" überging. Anstelle der Erdbeerkönigin wurde eine „Kirmesmaid“ (1967-1969), „Lahnnixe“ (1970-1979) bzw. „Rhein-Lahn-Nixe“ (seit 1980) zur Repräsentantin gekürt.