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UNESCO Welterbe
12. August 2022 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 125 Jahren errichtete die evangelische Pfarrei das Gemeindehaus in der Wilhelmstraße

Lahnstein hat Geschichte, Folge 714

Die Ansichtskarte (Litho) von 1899 zeigt das neuerbaute Evangelische Gemeindehaus Wilhelmstraße, die Evangelische Kirche und das Oberlahnsteiner Rheinufer. (Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

Das Gemeindehaus heute (Foto: Bernd Geil / Stadtverwaltung Lahnstein)

1894 reifte im Evangelischen Kirchenvorstand der Plan, für das Gemeindeleben ein Gemeindehaus zu erbauen. Im Haushalt wurden die ersten 500 Mark eingesetzt. Vorstandsmitglied Direktor Rompf erstellte eine Denkschrift, worin das geplante Gemeindehaus nach Zweck und Einrichtung beleuchtet wurde.

Am 04. Februar 1895 tagte die Gemeindevertretung. Nach der eindringlichen Rede von Kirchenvorsteher Julius Schröder wurde der Neubau einstimmig beschlossen. Ein sechsköpfiger Ausschuss erstellte den Bauplan. Das Gemeindehaus sollte einen Übungs- und Versammlungsraum erhalten, eine Stätte für die Jugend sowie Versammlungen bei kirchlichen Festen und Veranstaltungen ermöglichen. Auch eine Volksbücherei sei zu gründen und die Einrichtung einer evangelischen Kleinkinderschule in die Wege zu leiten.

Da auf Kirche und Pfarrhaus (Adolfstraße) noch fast 18.000 Mark Schulden lagen, sollten die Mittel für das zu errichtende Gemeindehaus durch Anleihen aufgebracht werden. Der gewählte Ausschuss bemühte sich um ein Grundstück in der Wilhelmstraße. Der Kostenvoranschlag für den Neubau durch die Gebrüder Leikert belief sich auf 30.000 Mark, der Bauplatz und innere Einrichtung auf 7.000 Mark. Nach Abgleich dreier Angebote wurde die Bauausführung der Firma Hermann-Josef Geil für 25.565 Mark überragen. Einige Änderungen wurden vorgenommen, wie die Einrichtung einer Wohnung und Werkstatt unter dem Saal und eine schönere Ausstattung der Fassade mit roten Formsteinen und Spritzbewurf, statt nur gewöhnlichen Ziegelsteinen.

Pfarrer Hermann Rocholl, der seit 25 Jahren im Dienst was, bezeichnete den Bau des Evangelischen Gemeindehauses als „Sammelpunkt der evangelischen Gemeindemitglieder“, der als eine „Pflegestätte der evangelischen Jugend und Zuflucht für alle Werke der Inneren Mission“ dienen sollte.

Am 14. Juni 1896 fand die Grundsteinlegung statt, am 25. Jahrestag der Reichsgründung. Die evangelische Gemeinde zählte inzwischen 1925 Mitglieder und war seit 30 Jahren (1866) selbstständig. Zugleich mit der Einweihung des fertiggestellten Saales am 18. Oktober 1896 veranstaltete die Gemeinde eine Gedenkfeier für Pfarrer Rocholl, der 25 Jahre als ihr Seelsorger im Amt war. Mit einem Familienabend wurde am 16. Februar 1897 in dem neuen Gemeindesaal dem 400. Geburtstag Melanchthons festliche begangen.

Im Sommer 1897 wurde der vordere Teil des Gemeindehauses fertiggestellt und am 15. August eingeweiht. Bereits am 01. Mai 1897 wurde die Kleinkinderschule (Kindergarten) eröffnet, die für Kinder von drei bis sechs Jahren unter Leitung einer Schwester gedacht war.

Auch die Volksbücherei wurde eröffnet. Anton Lessing spendete 1000 Mark.

Der 1886 als Männerchor geründete Kirchengesangverein nahm hier nun als gemischter Chor seine Probentätigkeit auf.

Auch ein Jünglingsverein wurde im gleichen Jahr ins Leben gerufen.

Zudem gab es eine Kegelbahn, einige Wohnungen und einen Spielplatz für die Kinder.

Die Sitzungen der Gemeindevertretung und des Kirchenvorstands fanden fortan im neuen Gemeindehaus statt, sodass dieses tatsächlich den Mittelpunkt für das Gemeindeleben bildete.

Am 01. November 1897 trat Pfarrer Rocholl in den Ruhestand, nachdem er am Reformationsfest seine Abschiedspredigt gehalten hatte. In den 26 Jahren seines Wirkens hatte sich die evangelische Gemeinde auf knapp 2000 Seelen vervierfacht.

Im Ersten Weltkrieg wurde das Gemeindehaus auch als Lazarett genutzt.

Anfang der 1950er Jahre wurde durch Pfarrer Ernst Fey (1949-1970) hinter dem von Kriegsschäden wiederhergestellten evangelischen Gemeindehaus ein Jugendheim errichtet. Der Kindergarten zog 1953 in ein neuerrichtetes Hinterhofgebäude in der Adolfstraße 14, Ende der 1970er Jahre an den Kastanienplatz.

Das Evangelische Gemeindehaus wird auch noch nach 125 Jahren vielfältig genutzt, für die Proben des Ökumenischen Kirchenchores und des Männerchors Lahnstein, für die Treffen der verschiedenen kirchlichen Einrichtungen, Konfirmanden und Gemeindemitglieder.