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UNESCO Welterbe
14. Mai 2021 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 125 Jahren wurde Anneliese Lessing geboren

Lahnstein hat Geschichte, Folge 649

Anneliese und Walter Lessing (Foto: Sammlung Sabine Lessing)

Anneliese Lessing, die vor 125 Jahren geboren wurde, war weitaus mehr als nur die Frau an der Seite des Lahnsteiner Ehrenbürgers Dr. Walter Lessing. 

Als Anna Elisabeth Sack wurde sie am 09. Mai 1896 in Leipzig-Plagwitz geboren. Dort führten ihre Eltern eine Landmaschinenfabrik. Auf einer Jubiläumsfeier des Familienunternehmens lernte sie den Juristen Dr. Walter Lessing (1881-1967) kennen, der für seine Firma Rabotnik in Russland die Pflüge der Maschinenfabrik Sack vertrieb.

Walter Lessing war der Sohn des Großindustriellen Anton Lessing, der zusammen mit den Ingenieuren Struve in Russland Brücken, Lokomotiven, Waggons und Schiffe produzieren ließ. Die Lessings hatten seit 1872 ihren Wohnsitz in Oberlahnstein und gehörten hier zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens.Am 03. Januar 1919 heirateten Anneliese und Walter Lessing in Leipzig und lebten zunächst in Babelsberg, wo ihr erster Sohn Paul-Anton geboren wurde. Im Herbst 1922 zog die Familie nach Oberlahnstein. Hier kamen zwei weitere Kinder, Barbara und Clemens, zur Welt.

In Oberlahnstein übernahm Walter Lessing die Leitung des Werkes der Firma Gauhe & Gockel, einer Fabrik für Hebevorrichtungen, Baumaschinen und Baugeräte mit eigener Eisengießerei, auf dem Gelände des heutigen Globus. Anneliese Lessing engagierte sich auch persönlich um das Wohlbefinden der Mitarbeiter der Firma ihres Mannes, wo sie seit 1936 als Prokuristin arbeitete.Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geriet Walter Lessing, der allzu freimütig seine Warnungen aussprach, unter den zunehmenden Druck der Partei und verlegte 1938 seinen Wohnsitz mit der Familie nach Berlin.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges konnte Walter Lessing im Jahr 1946 nach Oberlahnstein zurückkehren; seine Ehefrau Anneliese Lessing durfte erst im November 1948 ausreisen.

Während Walter Lessing für die SPD von 1946 bis 1952 im Oberlahnsteiner Stadtrat saß, hatte Anneliese von 1952 bis 1956 ein Mandat für die CDU inne. 1949 gründeten beide den Kreisverband Rhein-Lahn der Europa-Union Deutschland, eine 1946 gegründete überparteiliche, überkonfessionelle und unabhängige politische Nichtregierungsorganisation für ein föderalistisches Europa. Deren Arbeit für den Frieden und die Einheit Europas lag beiden besonders am Herzen. Anneliese Lessing trug den Spitznamen „Mutter Europa“. Sowohl Walter, Anneliese als auch Sohn Clemens waren lange Jahre Kreisvorsitzende der Europaunion. 
In ihrer Freizeit verfasste Anneliese Lessing Dramen und Schwänke. Bereits Anfang der 1930er Jahre arrangierte sie die ersten Heimatspiele, die sie 1930 ins Leben rief. Das Heimatstück „Der Schulmeister von Lahnstein“ wurde 1931 als Freilichttheater im Schillerpark mit 33 Laienschauspielern aufgeführt und behandelt den Zeitraum 1799 bis 1814. Auch der aufgeführte Schwank „Alt-Lahnstein am Hexenturm“ (1965) oder das Rollenspiel „Die Absetzung König Wenzels“ (1967) stammen aus ihrer Feder. Im Stadtarchiv sind noch viele weitere Theaterstücke von Anneliese Lessing archiviert, die in den 1930er Jahren im Saalbau Schoth aufgeführt wurden, beispielsweise „Das Märchen von der Prinzessin Knallbonbon“, „Freundlicher Spuk im Kinderzimmer“, „Klecksliesel“, „Prinz Schnupfen“ oder „Scharpie in Schöneberg“.

Anneliese Lessing erhielt im Juni 1969 „in Würdigung ihrer Tätigkeit auf kulturellem Gebiet, als konsequente Verfechterin der Europa-Idee und auf kommunalpolitischer Ebene“ vom Oberlahnsteiner Bürgermeister Fritz Berlin die Ehrenmedaille der Stadt verliehen. 

Am 26. September 1969 verstarb sie, zwei Jahre nach ihrem Mann, und wurde in der Familiengruft auf dem Alten Friedhof Sebastianusstraße beigesetzt. Das Grabmonument aus Granit, mit Jugendstilmosaiken verziert, steht als Kulturdenkmal unter Schutz.