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Die Schulchronik von Friedrichssegen beginnt mit dem Bau des ersten Schulhauses, das am 04. Januar 1871 eröffnet wurde. Zuvor besuchten die Kinder die Schule im Nachbarort Frücht.
Im Oktober 1869 stand im Lahnsteiner Anzeiger die Notiz, wonach die Grubengesellschaft den Bau einer Schule plane. Ein Jahr später waren die Planungen abgeschlossen; man stellte den erforderlichen Bauantrag. Das Gebäude wurde am Kopf der Wohnanlage Tagschacht unweit des damals auch neu angelegten und heute noch sichtbaren Bergmannsfriedhofs erstellt. Die Schule wurde als werkseigene Privatschule betrieben.
Schullasten, wie Besoldung des Lehrers, Lehrmittel, Heizung und Instandhaltung gingen zu Lasten der Grubengewerkschaft. Diese Verpflichtung ging die Verwaltung der Grube ein, weil die Stadt Oberlahnstein ihr für den Bau der Arbeiterwohnanlage das benötigte Land kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Damals wohnten die meisten Beschäftigten nahe den Förderanlagen in den Ortsteilen Tagschacht und Kölsch Loch, sofern sie nicht von außerhalb zum Dienst kamen. Den Ortsteil Neue Welt gab es noch nicht und im Ortsteil Ahl standen nur wenige Häuser.
Der Unterricht begann am 04. Januar 1871 mit Lehrer Eschenröder und 43 Schülern. Im Schulhaus befanden sich neben dem Lehrsaal ein Lesezimmer, ein Zeichensaal und eine stattliche Bibliothek. In der Ausstattung spiegelte sich der Reichtum der Grubengesellschaft, die ihren Arbeitern hohe Löhne zahlen konnte. Für die Mädchen gab es einen Handfertigkeitssaal und für die Jungen zwei Werkstätten. Auch ein Betsaal wurde eingerichtet, denn die 1888 erbaute Simultankirche gab es noch nicht. Als die Schülerzahl wegen der rapide ansteigenden Einwohnerzahl auf 126 gestiegen war, wurde dem Lehrer ein Lehrergehilfe zur Verfügung gestellt. Oberklasse (5.-8. Schuljahr) und Unterklasse wechselten zwischen Vor- und Nachmittagsunterricht ab. Die besten Schüler und Schülerinnen wurden alljährlich von der Grubenverwaltung mit Geschenken ausgezeichnet.
1879 wurde die Schulleitung durch Regierungsdekret von der Stadt Oberlahnstein übernommen. Zuvor gab es einen häufigen Lehrerwechsel, weil Lehrer in privatem Schuldienst keine Pensionsrechte erwerben und auch nicht der Witwen- und Waisenkasse beitreten konnten. Die starke Fluktuation änderte sich erst, als im Jahr 1887 Lehrer Friedrich Carl Eckhardt und Lehrergehilfe Jakob Bruchhäuser an die Schule kamen. Eckhardt blieb 37 Jahre bis zu seiner Pensionierung 1924. Bruchhäuser musste 1913 gehen, weil die zweite Lehrerstelle aufgrund der stark gesunkenen Schülerzahl eingespart wurde. Beide Lehrer hatten den Niedergang des Bergbaus, der auch die Schule von ihrem für die damalige Zeit beachtlichen Niveau herunterzog, miterlebt.
Nach dem Konkurs der Bergwerks-AG 1913 ging die Unterhaltung der Schule an die Stadt Oberlahnstein über, aber das Schulgebäude floss mit in die Konkursmasse und wurde von einem Gastwirt erworben. Die Stadt mietete von ihm den Schulsaal an, den der Besitzer allerdings zu allen Festivitäten als Tanzsaal nutzte. Wegen der dadurch entstandenen Streitigkeiten musste sich die Stadt als Schulträger andere Lösungen einfallen lassen. Erst im Jahr 1929 mit dem Neubau der heutigen Schule unterhalb der Neuen Welt wurde die Schulmisere in Friedrichssegen dauerhaft gelöst. Der zweckentfremdete Schulbau von 1870 wurde 1970 als letztes Gebäude der ehemaligen Wohnanlage Tagschacht abgerissen.