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UNESCO Welterbe
19. März 2020 Kategorie: Pressemitteilungen

Sechs Schüler und zwei Erwachsene starben vor dem Bunker Allerheiligenbergstraße

Die Tragödie am „Kellerchen“ vor 75 Jahren / Bunkerführung verschoben

Außenaufnahme: Dr. Meinhard Olbrich 2004 vor dem Bunker (Foto: Bernd Geil)

Heutige Innenaufnahme (Foto: Marco Herrmann, Frücht)

Lahnstein. Das „Kellerchen“, ein ehemaliger Brauereikeller zur Lagerung von Eisblöcken, war während des Zweiten Weltkrieges zu einem Luftschutzraum für etwa 200 Personen hergerichtet worden. Zunächst suchten die Lahnsteiner hier nur Schutz, wenn die Sirenen mit Vollalarm den Anflug feindlicher Flieger ankündigten. Als aber Lahnstein seit November 1944 immer wieder angegriffen wurde und es schließlich keine Entwarnungen durch die Sirenen mehr gab, verbrachten ca. 150 Erwachsene und Kinder Tag und Nacht im „Kellerchen“. Nur abends oder frühmorgens wagten sich einige in ihre Häuser, um Essen zu besorgen und das Nötigste in der Stadt zu erledigen. Trotz der zahlreichen Bombeneinschläge um den Stollen herum, fühlte man sich hier sicher.

Am 26. März 1945 animierte das schöne Frühlingswetter die Kinder dazu, auf der Straße vor dem Stollen zu spielen. Gegen 11 Uhr schlug eine Granate eines Granatwerfers kurz vor dem Friedhofseingang ein. Sofort liefen die Jungen hinter die massive, steinerne Eckmauer, welche die eiserne Eingangstür zu den Schutzräumen sicherte. Hier befanden sich schon der Bunkerwart, der Friedhofswärter Johann Zengler und ein Italiener. Die Luftschutztür war zu dieser Zeit nicht geschlossen. Aus der Deckung heraus haben die Jugendlichen den innerhalb der nächsten Minute erfolgten Einschlag der zweiten Granate beobachtet. Dieser traf in den Hang direkt neben der Straße und geradlinig zwischen dem ersten Einschlag und dem ca. 80 Meter entfernten Bunkereingang. Die Kinder erkannten nicht, dass hier ein Zielschießen stattfand. Noch bevor alle nach innen flüchten konnten, schlug mit einem grellen Blitz die dritte Granate direkt vor dem Schutzmauereingang zum Berg hin und explodierte an dem hier befestigten hölzernen Stromleitungsmasten. Die Angehörigen der Kinder liefen rufend von innen zum Eingang, wo sie die Toten und Verletzten vorfanden. Bei ihrer Rückkehr spielten sich in dem Schutzraum herzzerreißende Szenen ab. Zunächst brachten sie die von den Granatsplittern getroffenen Kinder  aus Angst vor einem weiteren Beschuss nach innen und schlossen die Luftschutztür. Später brachten sie die Verletzten in das Krankenhaus Bergstraße, wobei die Frauen mit einer weißen Fahne vorangingen.

Während ein Kind gerettet werden konnte, starben Helmut Kring und Josef Zengler am späten Nachmittag im Krankenhaus. Die insgesamt sechs toten Jungen fanden ihre Ruhestätte auf dem Ehrenfriedhof, Zengler wurde in einem Wahlgrab beigesetzt und der Italiener hat ein Reihengrab bekommen. Im Sterberegister 1945 sind die Daten der Opfer eingetragen. Bei dem Italiener handelt es sich um  den 24-jährigen Soldaten Quinto Condolo Er wurde im Juni 1955 exhumiert und in seine Heimat überführt.

Auf dem erneuerten Kreuz über dem Eingang zum Kellerchen sind die Namen der Opfer vom 26. März 1945 mit Altersangaben gut lesbar. Hier seien sie mit vollem Namen und einer Alterskorrektur genannt: Wilhelm Fries (8 Jahre), Karl Kaiser (14, nicht 8 Jahre); Heinrich Eugen Kogler (15 Jahre), Helmut Josef Kring (16 Jahre), Heinrich Schneider (14 Jahre), Heinrich Rudolf Völker (14 Jahre), Johann Zengler (67 Jahre). Ihre Namen stehen auch auf der großen Gedenktafel für die „Opfer von 1945“ auf dem Ehrenfriedhof. Hier, wie auf dem Kreuz am „Kellerchen“, fehlt der Name des Italieners, vermutlich weil er Ausländer war.

Warum kam es überhaupt zum Beschuss des „Kellerchens“? Zeitzeuge Meinhard Olbrich vermutet, dass wahrscheinlich amerikanische Beobachter auf die Allerheiligenbergstraße aufmerksam wurden, als sie Personen bemerkten, die scharenweise, meistens gegen Abend in den letzten Tagen vor dem Unglück vorbei am Bunker zur Kaserne gingen. Von hier kamen die Personen mit Möbeln beladen zurück, die wohl Koblenzer Bürger in einer sicher geglaubten Reithalle untergestellt hatten. Zweifellos konnten die Beobachter erkennen, dass es sich hier nur um Zivilisten handelte. Auch waren es Zivilisten, die vor dem amerikanischen Artilleriebeschuss in den letzten Tagen ins „Kellerchen“ flüchteten. Aber damit war dieses in ihr Visier geraten. Olbrich meint, dass die Tod bringende Granate aus einem Granatwerfer stammte, der im Stolzenfelser Schlossberg oder gar auf dem Vorhof des Schlosses postiert war. Vom Schloss aus kann man mit bloßem Auge Personen auf der Allerheiligenbergstraße  und dem ummauerten Eingang des „Kellerchens“ deutlich erkennen. Die Schützen mussten erkannt haben, dass sich hier eine zivile Schutzanlage befand. Noch lange waren die für ein Granatwerfergeschoss typischen, von Experten bestätigten Einschlagsspuren zu erkennen. Besonders tragisch für die Opfer, dass ein Tag später die Amerikaner in Lahnstein einmarschiert sind und damit der Krieg am Rhein-Lahn-Eck endlich vorbei war.

Die für 27. März 2020 angekündigte Bunkerführung wurde wegen dem Coronavirus abgesagt und soll – wie die Ausstellung- im November nachgeholt werden.