Öffnungszeiten

Montag
08:30 – 11:30 Uhr

Dienstag
08:30 – 11:30 Uhr

Mittwoch
08:30 – 11:30 Uhr

Donnerstag
08:30 – 11:30 Uhr & 14:00 - 17:30 Uhr

Freitag
08:30 – 11:30 Uhr

Hiervon ausgenommen sind die Öffnungszeiten des Service-Centers, der Touristinformation, der Stadtbücherei, des Stadtarchivs, des Jugendkulturzentrums, der Stadthallenverwaltung und der Städtischen Bühne Lahnstein im Nassau-Sporkenburger Hof.

Telefonische Terminvereinbarung

Sie können weitere Termine außerhalb dieser Öffnungszeiten mit Ihren Sachbearbeitern absprechen.

 

 

UNESCO Welterbe
25. Juli 2019 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 175 Jahren: Einsturz des Horchheimer Turms der Lahnsteiner Johanniskirche

Nordostturm wurde nicht wieder aufgebaut

Innenansicht der dachlosen Kirche mit dem Horchheimer Turm nach einer Federzeichnung von Friedrich Eisenlohr, um 1830 (Foto: Slg. Stadtarchiv Lahnstein)

Lahnstein. Die Johanniskirche an der Lahnmündung in Lahnstein gilt als älteste Emporenkirche am Mittelrhein. Sie wurde als romanische Pfeilerbasilika mit Seitenschiffemporen um 1130 erbaut. Ihr 38 Meter hoher Westturm wurde bereits um 1000 begonnen. Auf der Nordseite, auf der 1906/07 ein Kloster angebaut wurde, stand bis 1844 ein kleinerer, schlanker Seitenturm, der noch auf alten Stichen zu sehen ist. Wegen seiner Lage wurde er „Horchheimer Turm“ genannt, war doch noch bis in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts, die Johanniskirche im Mittelalter nicht nur Mutterkirche für die St. Barbarakapelle in Niederlahnstein, sondern auch für die Kirche St. Maximin in Horchheim. Der Horchheimer Turm wurde als Flankierungsturm über dem östlichen Joch des nördlichen Seitenschiffs um 1180 im spätromanischen Stil erbaut. Nach einer zeitgenössischen Abbildung war er „reich gegliedert, mit Linsenen, Rundbogenfriesen und Kleeblattblenden versehen. Rund- und Spitzbögen wechselten in unregelmäßiger Weise ab. In den Giebeln des Rautendachs dreiteilige Fenster mit überhöhter Mitte, sämtlich in Kleeblattrahmen.“

Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde die Kirche verwüstet. Eine barocke Wiederherstellung erfolgte um 1665. Ende des 18. Jahrhunderts befand sich die Kirche erneut in schlechter baulicher Verfassung. Die Niederlahnsteiner hatten ihre Barbarakapelle inzwischen zur Pfarrkirche ausgebaut und die Johanniskirche nur noch im Sommerhalbjahr benutzt.

Während der Revolutionskriege lagerten in dem sehr kalten Winter 1794/95 österreichische Truppen in der zum Wachthaus umfunktionierten Kirche. Sie verbrannten alles brennbare Holz und rissen dafür auch das Dachgebälk heraus. Die Ausschlachtung des Gebäudes kam einer Zerstörung gleich. Anschließend verfiel das dachlose Bauwerk und wurde vernachlässigt. 1843 übernahm die Regierung erste Schritte für den Wiederaufbau. Die Gemeinde Niederlahnstein erhielt die Erlaubnis, in den Gemeinden des Herzogtums Kollekten für den Bau ihrer Kirche abzuhalten. Auf Veranlassung der nassauischen Regierung erstellte Bauassistent Preußer in Niederlahnstein Pläne, Zeichnungen und Kostenberechnungen. Nach dem Vermessen riet Preußer den Horchheimer Turm durch Eisenbänder in sich und mit dem Kirchenschiff unverzüglich zu verankern, da er sehr baufällig sei. Doch bevor etwas unternommen wurde, brach der schlanke Turm am 29. Juli 1844 zusammen. Unter seinen Trümmern begrub der Turm die anstoßende Sakristei.

Erst nach dem Einsturz stieg das Interesse an der Ruine. Der Koblenzer Baumeister Johann Claudius von Lassaulx bot auf Anordnung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. die Wiederrichtung des Turmes oder die vollständige Wiederherstellung der Basilika an. Der König hatte kurz zuvor Schloss Stolzenfels zu seiner Sommerresidenz ausgebaut und schaute als Nachbar auf die Ruine. Er versprach, sich an der Hälfte der Baukosten zu beteiligen, andernfalls die Ruine aufzukaufen, um sie nach seinen Wünschen zu restaurieren. Während die Gemeinde Niederlahnstein zum Verkauf bereit war, da ihr der Ausbau der Barbarakirche wichtiger war, war die nassauische Regierung in Wiesbaden anderer Meinung: Die Gemeinde dürfe ein so ehrwürdiges Denkmal nicht veräußern und müsse bereit sein, für seine Erhaltung etwas zu tun. Da kein Konsens gefunden wurde, machten Regierung und Oberpräsidium gemeinsam dem preußischen König ein drittes Angebot: Der König bezahlt komplett die Wiederherstellung der Johanniskirche nach eigenen Wünschen, aber die Johanniskirche nebst Geläut und Friedhof bleibt im Eigentum der Gemeinde und „darf nicht zu einem dem katholischen Gottesdienst fremden Gebrauch zugeführt werden“. Dieses Angebot lehnte der König ab.

So vergingen weitere Jahre. Am 30. März 1848 wurden die Steine des eingestürzten Turmes versteigert. Erst 1853 rührte sich die nassauische Regierung wieder, indem sie Haushaltsmittel für 1854 in Aussicht stellte, neue Restaurierungspläne zeichnen und die Kirche nun bewachen ließ, um eine weitere Zerstörungen zu verhüten.

Doch erst 1855 - durch die Einschaltung des Vereins für Nassauische Altertumskunde und Geschichtsforschung, und ausschließlich finanziert durch Mittel der Regierung des Herzogtums Nassau, konnte 1856 der Teil-Wiederaufbau begonnen und 1866 vollendet werden. Der Wiesbadener Baurat Eduard Zais strebte dabei eine stilreine Wiederherstellung an und ließ alle Zusätze des Hochmittelalters und der Barockzeit entfernen. Der Wiederaufbau des Horchheimer Turms unterblieb, ebenso der Wiederaufbau der Sakristei und des Zugangs auf der Nordseite des nördlichen Seitenschiffs.