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UNESCO Welterbe
09. Mai 2017 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 50 Jahren starb ein Lahnsteiner Original

„Brücken-Karl“ nahm Maut für Ober- und Niederlahnstein ein

Brückenwärter Karl Knipp vor dem alten Brückenhäuschen aus Blech, im Hintergrund die erste mit Bohlen belegte Straßenbrücke. (Foto: Slg. Stadtarchiv Lahnstein)

Lahnstein. Vor 50 Jahren starb ein Lahnsteiner Original. Karl Knipp, geboren am 4. Februar 1881 in Niederlahnstein als Sohn des Taglöhners Carl Knipp und seiner Frau Maria Anna Knipp, geb. Ems. 1905 heiratete er Maria Klara Merz.

Bekannt wurde Karl Knipp als Brückengelderheber im Auftrag der Städte Niederlahnstein und Oberlahnstein. Die beiden Städte finanzierten den Bau und die Unterhaltung der 1873 erbauten Straßenbrücke über die Lahn durch die Erhebung einer Mautgebühr für jeglichen Verkehr, auch für Fußgänger, mitgeführte Tiere und Gepäck. Die Brückengelderhebung wurde für einen Zeitraum von zwölf Monaten an den Meistbietenden verpachtet, der dann monatlich den im Pachtvertrag ausgehandelten Betrag an die beiden Städte zu gleichen Teilen und im Voraus zu zahlen hatte. So hatte Karl Knipp im Jahr 1900 den Zuschlag für 13.200 Mark erhalten. Die Pachtdauer betrug 12 Monate; der Vertrag wurde auf seinen Antrag zu gleichen Bedingungen bis 1910 jährlich verlängert.

Wie hoch der Tarif war, entschieden die beiden Städte, die regelmäßig eine Brückengeldkommission einberiefen. Diese entschied auch über die Ausnahmen, wer einen ermäßigten Beitrag zu zahlen hatte oder ganz befreit war. Beispielweise mussten 1911 für einen leeren Lieferwagen 30 Pfennig, für einen beladenen 50 Pfennig bezahlt werden. Die Gebühr für ein Kraftrad kostete 10 Pfennig, für ein leeres Fuhrwerk (Einspänner) 15 Pfennig oder ein beladenes 30 Pfennig. Der Preis für eine Arbeitermonatskarte betrug 60 Pfennig.
Immer wieder kam es zu Protesten um die Höhe, entsprechend wurden Ausnahmegenehmigungen ausgehandelt. Ab 1. Juli 1927 durfte aufgrund eines Reichsgesetzes kein Brückengeld für Kraftfahrzeuge aller Art mehr erhoben werden. Da damit die übrige Erhebung unwirtschaftlich geworden wäre, wurde diese gänzlich eingestellt.

Das mit dem Neubau der Lahnbrücke im Januar 1927 eingeweihte steinerne Brückenhäuschen (der Vorgänger war aus Blech) diente daher nur noch als Kiosk, in dem Tabakwaren und Zeitschriften verkauft wurden.
Von Juli 1945 bis September 1949 wurde nochmals Brückengeld erhoben, das Brückenhäuschen, das die Kriegsjahre unbeschadet überdauert hatte, diente noch bis in die 1970er Jahre als Kiosk und öffentliche Toilette.

Karl Knipp starb am 5. Mai 1967 in Oberlahnstein. Der Lahnsteiner Mundartdichter Tony Müller (1898-1980) hatte dem Breckekall“, wie Karl Knipp liebevoll genannte wurde, ein Gedicht gewidmet, das eindrucksvoll das Geschehen auf der Lahnbrücke wiedergibt.


Dä Breckekall
Ich denke an die Zeit zereck,/ do wor en Schlagbaum off dä Breck,/ dä gong eronner on eroff,/ mol beinah off e Fuhrwerk droff.
Em Breckehäisje drengehuckt,/ hot dorch dä Schalter rausgeguckt./ Herr Knipp, genannt „dä Breckekall“,/ on hot gewaad bes dat mer zahl.
Zwei Penning hot dä Zoll gekost,/ frei wor bluß Bolizäi on Post./ Mir Junge hon ons oft gedreckt,/ dat Geld behalle, ausgereckt.
Du koom dä Breckekall gerennt/ zom Häisje raus on hot geschennt./ Dä Spetz, dä Ali, hot gebellt,/ doch fort wor Jung on Breckegeld.
Wenn mir dann wollte heim zereck,/ hon mir gewaad bes dat zom Gleck,/ em Deenst säi Fra, dat Klara wor,/ die woßt von nix, die Loft wor klor.
Dann sein mir widder dorchgeflutscht,/ dat Klara es vom Stohl gerutscht,/ zom Häisje raus, ons norgerennt/ on alles mielich ons genennt.
Vom Ärjer dorch die ville Johr,/ hot Breckekall gret graue Hoor,/ mir hon dat Leewe ihm erschwert,/ dä Penningskrom wor et net wert.
Die Zeite sain jetzt längst vorbei,/ dä Weg es off, die Breck is frei,/ on wo dä Breckekall litt Not,/ dä Nepomuk jetz beede dot.
Dä Schlagbaum wird net mie gedreckt,/ vor Autos wird mer baal verreckt,/ mir hon all Geld, dat es geweß, fir`n Penning micht mer kai Gescheß.
Ent Jenseits scheck ich dir noch Griß,/ gell Kall, dau bes mir net mie bies,/ ich weiß, dau host däi Pflicht gedohn/ em Breckehäisje an dä Lohn.