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UNESCO Welterbe
22. Dezember 2017 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 275 Jahren wurde die Stumm-Orgel für die Pfarrkirche St. Martin in Lahnstein in Auftrag gegeben

13 Männer trugen sie in die Kirche

Die Orgel in der St. Martins Kirche. (Foto: Bernd Geil/Stadtverwaltung Lahnstein)

Lahnstein. 1742 hat Anno „Ambt, Gericht und Rath der Stadt Oberlahnstein“ mit dem Orgelbauer Johann Michael Stumm aus Rhaunen-Sulzbach im Hunsrück den Bau einer neuen Orgel für St. Martin verakkordiert, das bedeutet: in Auftrag gegeben, Damals zu einem Preis von 640 Gulden. Die alte Orgel wurde mit zwanzig Gulden geschätzt und in Zahlung genommen. Es war wohl der damalige Pfarrer von Oberlahnstein, Johann Hermann Castor, der den Orgelbauer Stumm aus seiner Tätigkeit als „Camerarii“ (Kämmerer) im Landkapitel Engers her kannte und als Könner empfehlen konnte.

Johann Michael Stumm aus Sulzbach (1683-1747) ging nach seiner Lehre und Tätigkeit als Goldschmied auf Wanderschaft. Dabei lernte er den Orgelbauer Silbermann in Straßburg kennen. 1706 heiratete er in Sulzbach. 1719 trat er erstmals als Orgelbaumeister bei einer Reparatur in Enkirch/Mosel in Erscheinung. Er sollte der Gründungsvater der Orgelbauerdynastie Stumm werden, die bis 1905 im Hunsrück tätig war. Seine erste große Orgel baute er 1723 in der Kirche Münstermaifeld, eine kleinere Orgel in der Franziskanerkirche Koblenz, 1728 die Orgel für die Stiftskirche Karden/Mosel und 1738 für Leutesdorf/Rhein. Dann wurde die Orgel der Abteikirche Rommersdorf in Auftrag gegeben.

1744 wurde die Orgel für Oberlahnstein linksrheinisch in Capellen (heute Koblenz-Stolzenfels) angeliefert. Mit vier Wagen, jeweils von vier Pferden gezogen. Die Orgelteile wurden mit zwei Nachen (kleine Boote) übergesetzt. 13 Männer trugen sie in die Kirche. Die Männer waren wohl von Capellen, denn für ihre Rückfahrt mit den Nachen wurden 10 Kreuzer verbucht.

Für den Einbau der Orgel haben die drei Orgelbauer Johann Philipp Stumm, Johann Heinrich Stumm und Johann Christian Stumm insgesamt 40 Tage benötigt und erhielten hier Quartier und Verpflegung für 91 Gulden und 44 Kreuzer. Zum Vergleich: Der Organist erhielt laut Quittung 1744 zwanzig Gulden, der Calcant (Blasbalgtreter) ein Gulden und 30 Kreuzer als Jahresgehalt. Als Lahnsteiner Handwerker und Gehilfen werden in den Rechnungsunterlagen Schreiner Johann und Mathes Friesing, Meister Jakob Braun, Maurer Franz Schröder und Schlosser Mathes Schröder, sowie Zimmerer Amman Erhard und Gehilfe Johann Heimbach genannt.

Nach Fertigstellung der Orgel in Rommersdorf (bei Engers) kamen die drei Orgelbauer nach Oberlahnstein zurück, um den Restbetrag von 184 Gulden und 30 Kreuzer abzuholen. Laut Quittung haben sie nochmals 2 Gulden und 9 Kreuzer für Quartier und Verpflegung erhalten. Insgesamt wurden für die Orgel 515 Gulden und 54 Kreuzer aus der Stadtkasse gezahlt.

Bei der Orgel handelt es sich um ein Werk mit 22 Registern, zwei Manualen und Pedal. Für den Kirchenumbau 1774 wurde sie ausgebaut, bei der Firma Schöller in Bad Ems eingelagert und 1778 wieder neu aufgebaut.

Durch weitere Veränderungen und Umbaumaßnahmen im 19. Jahrhundert war die Orgel von den damaligen Pfarrern zum gottesdienstlichen Gebrauch fast aufgegeben worden. Nach dem Kirchenumbau 1954 wurde sie von dem Limburger Orgelbauer Wagenbach generalgereinigt und neu gestimmt. Schließlich kam 1964 auf Anregung von Kaplan Albert Schmidt der Stumm-Experte Eppelsheim aus Mainz nach Oberlahnstein. Zusammen mit Rudi Riemenschneider hat er die Orgel vermessen, untersucht und dabei 80% des alten Pfeifenbestandes für gut gehalten. Pfarrer Paul Hergenhahn von St. Martin hatte sich in Rommersdorf über die Restaurierung der dortigen Orgel informiert und daraufhin entschlossen, auch die Lahnsteiner Orgel von der Bonner Orgelbauanstalt Johannes Klais restaurieren zu lassen. Somit wurde der klangliche Charakter des 18. Jahrhunderts wieder ermöglicht.

Nun steht eine erneuerte Reinigung und Pflege der Orgel an, damit ein Werk von Stumm in Oberlahnstein nicht verstummt.