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UNESCO Welterbe
23. März 2018 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 10 Jahren starb Pater Richard Ott

Kämpfer für die deutsch-französische Freundschaft und ein Bekämpfer von Lepra und Tuberkulose

Das Foto zeigt Pater Richard Ott mit der Lepra-Ärztin Ruth Pfau (Foto: Sammlung Stadtarchiv)

Lahnstein. Richard Ott wurde am 26. Januar 1928 als drittes von zehn Kindern in Mainz-Mombach geboren. Nach dem Abitur in Mainz begann er dort das Studium der Fächer Latein, Griechisch, Französisch und Philosophie. 1953 trat er in das Noviziat der Arnsteiner Patres (Kongregation von den Heiligsten Herzen Jesu und Mariens, SSCC). Am 29. September 1954 legte er sein Ordensgelübde ab. Seine Priesterweihe empfing er am 20. Oktober 1957 in Simpelveld (Niederlande), wo er zu dieser Zeit Theologie an der philosophisch-theologischen Hochschule der Arnsteiner Patres studierte.
Von 1958 bis 1993 unterrichtete Pater Richard Ott SSCC die Fächer Latein, Griechisch, Französisch und Katholische Religion am Johannesgymnasium in Lahnstein. Zwischen 1968 und 1972 bekleidete er zudem die Funktion des Superior des Johannesklosters in Lahnstein.
In Lahnstein war er verantwortlich für die Gemeinschaft Christlichen Lebens (GCL). Er leitete den Schüleraustausch mit der Partnerschule Collège St. Etienne in Châlons-en-Champagne, eine der frühesten deutsch-französischen Schulpartnerschaften überhaupt, entstanden 1955, also bereits zehn Jahre nach Kriegsende und acht Jahre vor dem Elysée-Vertrag.
Nach seiner Pensionierung als Lehrer im Jahr 1993 war er weiterhin als Seelsorger tätig. Von Juni 2006 bis März 2008 lebte er im Ruhestand in Werne (Westfalen) in einer Niederlassung der Arnsteiner Patres. Dort konnte er am 20. Oktober 2007 sein Goldenes Priesterjubiläum feiern.
Über viele Jahre betreute er auch „La Famille 873“ (deutsch: „die Familie 873“), ein Freundeskreis von ehemals französischen Kriegsgefangenen, die im Zweiten Weltkrieg als „Kommando 873“ bei der Firma Feldmühle in Lahnstein eingesetzt waren. Trotz widriger Umstände entwickelten sich in Ansätzen Freundschaften. Die Verbindungen wurden jahrzehntelang aufrechterhalten. Einer von ihnen, der Theologiestudent und spätere Benediktinerpater Olivier Bossard, schrieb über die Jahre der Gefangenschaft und die Nachkriegszeit seine Memoiren und veröffentliche sie in einem Buch, das Pater Richard Ott kurz vor seinem Tod dem Stadtarchiv Lahnstein übergab. Als Superior hatte er 1972 Bossard kennengelernt, als er für die „Famille 873“ eine Messe in Lahnstein hielt. Im gleichen Jahr hielt Ott auch den Friedensgottesdienst im Auftrag des Partnerschaftskomitees Lahnstein-Vence in der französischen Partnerstadt, ebenso ein Jahr zuvor in Lahnstein.
Sein wichtigstes Anliegen sah Pater Richard Ott in seinem ehrenamtlichen Einsatz für die Leprakranken. Er war Initiator der Lahnsteiner Aktionsgruppe des DAHW (Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe). Bereits seit 1957 war er Mitglied dieser Organisation, die im gleichen Jahr unter dem Namen „Deutsches Aussätzigen Hilfswerk“ gegründet wurde. Schwerpunkt der Arbeit ist die Heilung von Lepra- und Tuberkulosepatienten in Asien, Afrika und Südamerika. Lepra und Tuberkulose gelten als „Krankheiten der Armut“. Pater Richard Ott fühlte sich in der Nachfolge seines inzwischen heiliggesprochenen Ordensbruders Pater Damian de Veuster (1840-1889) verpflichtet. Dessen Verbundenheit mit den Aussätzigen auf der Insel Molokai war sein großes Vorbild, für das er unermüdlich bis zum Lebensende eintrat. Pater Richard organisierte zahlreiche Sammel- und Spendenaktionen, wie der Erlös von Basaren, der Verkauf von Weihnachtspostkarten, Haussammlungen, Schallplattenverkauf und viele weitere Ideen. Auch der Erlös aus dem 1976 von ihm veröffentlichten Büchlein „Unternehmen Mensch“, in dem er Anregungen für eigene Möglichkeiten der Hilfe aufzeigt, kam dem Hilfswerk zugute. Mit seiner Aktionsgruppe und den Schülern des Gymnasiums hatte er in fünfzig Jahren mehr als 2,5 Millionen Euro eingenommen und für das DAHW nach Pakistan und Indien schicken können. In Pakistan war Pater Richard Ott mit der Lepra-Ärztin Ruth Pfau bekannt, einer katholischen Ordensschwester und Lepraärztin, der es gelang, dort ein flächendeckendes Kontrollsystem zur Bekämpfung von Tuberkulose aufzubauen.
1976 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. 1989 wurde ihm durch den Bischof von Limburg die Georgplakette verliehen. Auch das DAHW ehrte ihn mehrfach und ernannte ihn zum Ehrenmitglied.
Am 17. März 2008 verstarb Pater Richard Ott in Werne.