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UNESCO Welterbe
18. Juli 2017 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 100 Jahren starb Hermann Rocholl - Lahnsteins erster evangelischer Pfarrer

Lahnsteiner Stadtarchiv gibt Rückblick

Foto: Pfarrer Hermann Rocholl (Sammlung Ruth Schäfer, Hofheim

Lahnstein. Als Landesbischof Dr. Wilhelmi im Oktober 1871 Hermann Rocholl zum Pfarrer der jungen Gemeinde Oberlahnstein ernannte, hatten die ca. 500 Lahnsteiner Protestanten noch keine eigene Kirche. Ihre Zahl war parallel zur Einwohnerzahl rasant gestiegen (Oberlahnstein 4200 und Niederlahnstein 2500 Einwohner), lebten doch im Jahr 1843 erst 77 Glaubensgenossen hier und lag doch die Abhaltung des ersten evangelischen Gottesdienstes in Lahnstein (1861 durch den Braubacher Pfarrer im Martinsschloss) erst zehn Jahre zurück. 1863 durfte die Gemeinde einen eigenen Kirchenvorstand stellen, der sich für einen Kirchenbau stark machte. Im April 1866 bekam die Gemeinde mit Alois Becker erstmals einen eigenen Kaplan zur Verfügung gestellt. Ihm folgte Kaplan Karl Trommershausen, der 1871 versetzt wurde. Am 22. Oktober 1871 hielt Rocholl in der Schlosskapelle der Martinsburg seinen ersten Gottesdienst in Lahnstein.

Rocholls Hauptaufgabe als Pfarrer in Oberlahnstein wurde die Klärung der Finanzierung und die Ausführung des beschlossenen Kirchenbaus, für den 1869 an der Nordallee ein Bauplatz erworben worden war. Neben der Hauskollekte und den Spenden prominenter Glaubensgenossen, wie der preußischen Königin, leisteten vor allem die Gustav-Adolf-Vereine Unterstützung. Auf eine staatliche Zuwendung verzichtete die Gemeinde, weil das zuständige Ministerium die Baupläne für zu luxuriös hielt und mit Rücksicht auf die geringe Leistungsfähigkeit der Gemeinde anstelle des Glockenturmes nur einen kleinen Dachreiter genehmigen wollte. Das Gotteshaus der emporblühenden evangelischen Gemeinde sollte aber inmitten einer katholischen Umgebung keinen allzu ärmlichen Eindruck machen. Nachdem 1874 Oberlahnstein als Kind der evangelischen Muttergemeinde Braubach kirchlich selbständig wurde, konnte am 3. Juni 1875 die neue Kirche eingeweiht werden.

Hermann Rocholl wurde im Jahr 1836 in Elberfeld als Sohn des Malers Hermann Wilhelm Rocholl geboren. Er studierte in Halle, Erlangen und Berlin und legte die theologischen Prüfungen in Koblenz ab. In Krefeld, Essen und Rossbach/Sieg war er als Pfarrer und Pfarrverwalter tätig und erhielt 1864 das Pfarramt in Leuscheid (Siegkreis).  Hier heiratete er Johanna Elise Reiners, die ihm u.a. Tochter Elise Wilhelmine gebar, welche später den bekannten Oberlahnsteiner Gymnasiallehrer Prof. Adolf Deinet heiratete. Nach dem Tod seiner 1. Frau heiratete Rocholl deren Cousine Emilie von Elten, die ihm Sohn Ernst Friedrich Wilhelm gebar.
26 Jahre lang widmete sich Hermann Rocholl der Gemeinde. In seine Amtszeit fällt auch der Bau des evangelischen Gemeindehauses in der Wilhelmstraße, das als „Sammelpunkt der evangelischen Gemeindemitglieder, als einer Pflegestätte der evangelischen Jugend und Zuflucht für alle Werke der Inneren Mission“ dienen sollte. Zugleich mit der Einweihung des fertiggestellten Saales 1896 veranstaltete die Gemeinde eine Gedenkfeier für Rocholl, der 25 Jahre als ihr Seelsorger im Amt war. Im Sommer 1897 wurde der vordere Teil des Gemeindehauses fertiggestellt und im August eingeweiht. Im gleichen Jahr wurden dort ein Kindergarten und eine Volksbücherei eröffnet. Der 1886 gegründete Kirchengesangverein konnte hier als gemischter Chor seine Probentätigkeit aufnehmen.

Am 1. November 1897 trat Pfarrer Rocholl in den Ruhestand, nachdem er am Reformationsfest seine Abschiedspredigt gehalten hatte. In den 26 Jahren seines Wirkens hatte sich die evangelische Gemeinde auf knapp 2000 Seelen vervierfacht. Den Ruhesitz gönnte er sich mit seiner Frau in Horchheim, wo er am 22. Juli 1917 im Alter von 81 Jahren verstarb. Rocholl hat zeitlebens viel gedichtet, einige wurden in dem Gedichtband „Aus der Stille“ veröffentlicht und handeln vom Leben am Rhein. Aus dem Gedicht „Frühling am Rhein“ stammt folgendes Zitat:

„O wunderbarer Sonnenglanz
Wie liegst du auf dem stillen Rhein
Und füllst die frohe Seele ganz
Mit seiner Wellen Zauberschein!
 …
Da fährst am schönen Ufer du
und träumst von alter Herrlichkeit,
Die Burgen droben schauen zu
der neuerwachten Frühlingszeit!“