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UNESCO Welterbe
28. April 2017 Kategorie: Pressemitteilungen

Als Niederlahnstein eigenes Geld druckte

Erstes Notgeld wegen Münzknappheit im Ersten Weltkrieg

Die Fotos zeigen den 25-Pfennig-Schein (Rückseite) und den 50 Pfennig-Schein Vor- und Rückseite. (Fotos: Slg. Sammlung Stadtarchiv Lahnstein)

Lahnstein. Mitte des Ersten Weltkriegs begann im Deutschen Reich eine Münzknappheit, weil viele Bürger das Kleingeld aus einer Kupfer-Nickellegierung bzw. in den höheren Werte aus Silber sammelten, um nach Kriegsende damit einen Gewinn zu machen. Seit 1916 wurde das Münzgeld daher aus weniger kostbarem Metall wie Zink, Aluminium und Eisen herausgegeben.Viele Städte und Gemeinden traten dem Mangel an Münzgeld durch den Abdruck von Notgeld entgegen. Niederlahnstein machte im Landkreis St. Goarshausen den Anfang mit einem „25 Pfennig-Gutschein“ und einem „50 Pfennig-Gutschein“. Die Motive bewiesen rheinischen Humor.

Auf dem 25 Pfennig-Schein reichen sich ein Soldat und ein Fabrikarbeiter die Hand. Die Rückseite mit Stacheldrahtumrahmung zeigt links einen Hüter des Gesetzes zu Pferd. Er hat ein Gewehr in der Hand und scheint aufzupassen, dass nicht gehamstert wird. Über seinem Kopf stehen in kleinster Schrift die Worte: „Richtig verteilen machet viel Sorgen“. Sein Pferd schnüffelt in einem Tintenfass herum, anscheinend auf der Suche nach neuen Verordnungen. Rechts ist ein wohlgenährter Hamster abgebildet. Mit gefülltem Rucksack schwer beladen, steigt er mühsam Treppenstufen hinauf. Über ihm ist zu lesen: „Hätt ich die Beute nur erst geborgen.“

Der 50 Pfennig-Schein trägt das Bild der Johanniskirche zwischen den Darstellungen eines Schinkens bzw. dreier Rüben. Den Hintergrund bilden in Kreisform das Stadtwappen mit Umschrift „Stadt Niederlahnstein 1917“. Über dem Schinkenbild weicht die Umschrift ab. Sie lautet „Zarte Sehnsucht süßes Hoffen“ und über dem Rübenbild „So leben wir, so leben wir 1917“. Dies ist eine Anspielung auf den sogenannten Rübenwinter, in dem die Bevölkerung wegen Kartoffelnot aufgerufen war, Weißkohl und Kohlrabi anzubauen.

Als Ausgabedatum ist auf beiden Scheinen der 1. Mai 1917 aufgedruckt. Wirklich ausgegeben wurde zunächst nur der 50-Pfennig-Schein, der in einer Auflage von 100.000 Stück bei einer Firma in Düren gedruckt worden war. Im Lahnsteiner Tageblatt vom 9. Juli 1917 verkündigt der Magistrat die Herausgabe „zur Behebung des Kleingeldmangels“ und verspricht, dass der Gutschein gegen Vorzeigung bei der Stadtkasse zum Nennwert jederzeit eingelöst werden kann.

Die Darstellungen und Inschriften misfielen dem zuständigen Landrat in St. Goarshausen, da sie ihm „mit dem Ernste der Zeit wenig vereinbar erscheinen“. Er ließ dem Regierungspräsidenten in Wiesbaden ein Muster zukommen, der seine Beschwerde an den Magistrat in Niederlahnstein leitete. Bürgermeister Theodor Rody sah dies anders und beschwichtigte: „Der Magistrat hat nicht geglaubt, daß ein guter Humor Gegenstand des Ärgernisses sein könne…Ein leichter Spott über eigene Schwierigkeiten ist eine der tiefsten Menscheneigentümlichkeiten. Diese Art des Humor ist urdeutsch und besonders echt rheinisch…“. Der Regierungspräsident vermochte sich zwar den Ausführungen Rodys nicht anzuschließen, bat aber dafür Sorge zu tragen, dass die humorvollen Zeilen bei einer etwaigen Neuauflage fortfallen.

Auf Rody müssen die Bedenken wenig Eindruck gemacht haben, denn Anfang  Oktober 1918 gab der Magistrat den oben beschriebenen 25- Pfennig-Schein in Umlauf, also einen Monat vor Kriegsende. Rasch weckten die Notgeldscheine das Sammlerinteresse. Händler kauften die Scheine in großen Mengen zum Nennwert und verkauften sie mit Gewinn. Ein Runderlass des Ministers für Handel und Verkehr in Berlin vom 22. November 1917 besagte aber, dass es nicht im öffentlichen Interesse liege, das wegen Mangel an kleinem Zahlungsmittel ausgebene Notgeld dem Zahlungsverkehr zu Gunsten von Sammelzwecken zu entziehen. „Um den Wucher mit den Scheinen nicht zu unterstützen“, zog der Magistrat daraufhin die Scheine wieder aus dem Zahlungsverkehr. Erst nach der Außerkurssetzung der Scheine verkaufte die Stadt den kleinen Restbestand zum Besten der Kriegsfürsorge für 2 Mark pro Stück und damit noch unter dem damaligen Katalogwert. Daher sind von diesen Notgeldscheinen heute noch große Stückzahlen bei Sammlern anzutreffen.