Öffnungszeiten

Montag
08:30 – 11:30 Uhr

Dienstag
08:30 – 11:30 Uhr

Mittwoch
08:30 – 11:30 Uhr

Donnerstag
08:30 – 11:30 Uhr & 14:00 - 17:30 Uhr

Freitag
08:30 – 11:30 Uhr

Hiervon ausgenommen sind die Öffnungszeiten des Service-Centers, der Touristinformation, der Stadtbücherei, des Stadtarchivs, des Jugendkulturzentrums, der Stadthallenverwaltung und der Städtischen Bühne Lahnstein im Nassau-Sporkenburger Hof.

Telefonische Terminvereinbarung

Sie können weitere Termine außerhalb dieser Öffnungszeiten mit Ihren Sachbearbeitern absprechen.

 

 

UNESCO Welterbe
01. März 2017 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 50 Jahren starb Dr. Walter Lessing


Foto: Slg. Stadtarchiv Lahnstein.

Lahnstein. Dr. Walter Lessing war Großindustrieller, Kommunalpolitiker und großer Förderer des kulturellen Lebens der Stadt Oberlahnstein. Geboren wurde er am 21. Mai 1881 als siebtes von acht Kindern von Anton Lessing, königlich-preußischer und kaiserlich-russischer Kommerzienrat, und seiner Frau Lydia de Cuyper, die sich 1872 in der Ostallee niederließen.

Lessings führten ein äußerst gastliches Haus, in dem Besuche aus dem In- und Ausland zur Tagesordnung gehörten. Walter erlernte mehrere Sprachen und war sehr sportlich. Bereits in den 1890er Jahren bekam er den ersten Fußball aus England mitgebracht und so wurde man in Lahnstein und auch in Koblenz, wo er das Gymnasium besuchte, auf das neuartige Ballspiel mit dem Fuß aufmerksam. Später versorgte er als Träger der goldenen Vereinsnadel des Sport-Club 09 Oberlahnstein seinen Heimatverein oft mit Ehrenpreisen, Bällen und Geldspenden.

Das Jahr 1904 brachte den großen Einschnitt im Leben des inzwischen zum Doktor der Rechtswissenschaft ernannten Walter Lessing. Von England aus, wo er in Birmingham noch eine verkürzte Lehre als Industriekaufmann absolviert hatte, ging die Reise nach Russland, das ihm zur zweiten Heimat werden sollte. In St. Petersburg hatte sein Vater ein großes Büro, von dem aus insbesondere die guten Beziehungen zum zaristischen Wirtschaftsministerium und zu den Kreisen der Hochfinanz gepflegt wurden. Mehr und mehr half er seinem Vater beim Ausbau seiner Unternehmen in der landwirtschaftlichen Maschinenindustrie bis weit nach Sibirien. Der 1. Weltkrieg, in dem Russland mit England und Frankreich ein Bündnis gegen das Deutsche Reich einging, und die russische Revolution, vernichteten das Lebenswerk der Lessings. Immer und überall hatten Vater und Sohn sich intensiv bemüht, die langjährigen freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Russland zu verstärken. Die Verleihung des Titels Kommerzienrat von deutscher und russischer Seite, die Auszeichnung mit dem Roten Adler-Orden vom Berliner Auswärtigen Amt und die Zuerkennung des Stanislaus-Ordens durch den Zaren, waren die Anerkennung beider Seiten für die ehrlichen Bemühungen, die bis zu den höchsten diplomatischen Stellen von Anton und Walter Lessing unternommen wurden, aber am Ende die Katastrophe nicht aufhalten konnten.
Anton Lessing starb 1915 nach einem Schlaganfall. 1919 heiratete Walter Lessing Anneliese Sack aus Leipzig, mit der er drei Kinder hatte. Bereits Ende 1918 reiste er als Mitglied der ersten deutschen Wirtschaftsdelegation, die nach Abschluss des Krieges mit den Sowjets die ersten Verhandlungen führte, nach Russland zurück. Der Verlust eines großen Teils der Besitztümer im Ausland, überwiegend in Russland, konnte seine Tatkraft und seinen Unternehmergeist nicht aufhalten.

Während der französischen Besatzungszeit übernahm Walter Lessing die Verantwortung für das Oberlahnsteiner Werk der Firma Gauhe, Gockel & Co., die er nach Rückschlägen durch die Weltwirtschaftskrise bald wieder zu einer neuen Blüte führen konnte. Seine nie abgerissenen ausländischen Beziehungen zeigten sich im Exportgeschäft vorteilhaft, so auch für das Russlandgeschäft. Ganze Eisenbahnzüge mit Baumaschinen, Kräne und sonstige Baugeräte rollten von Oberlahnstein in die Sowjetunion.

Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geriet der Weltbürger Dr. Lessing, der allzu freimütig seine Warnungen aussprach, unter den zunehmenden Druck der Partei und zog es vor, 1938 wieder seinen Aufenthalt in Berlin zu nehmen, um dort ungestörter für seine Firma, die inzwischen von der Baumaschinenfabrik Kaiser, St. Ingbert, übernommen worden war, tätig sein zu können. Als 1945 die Russen in Berlin einmarschierten, wurde das Dolmetscherbüro Dr. Lessing in Berlin-Zehlendorf eine große Hilfe für die Bevölkerung. Er half manche Schwierigkeiten mit den russischen Besatzern abzuwenden, und später auch mit den Franzosen in Oberlahnstein, wohin er 1946 zurückkehrte.

Als Stadtratsmitglied setzte sich Walter Lessing für den kommunalen Wiederaufbau ein, besonders für die Erhaltung des Gymnasiums. Er betätigte sich auch in weiteren Organisationen, so vor allem als Begründer der überparteilichen Europaunion in Oberlahnstein und im Landkreis St. Goarshausen, deren Arbeit für den Frieden und die Einheit Europas ihm besonders am Herzen lag. Er war lange Jahre Kreisvorsitzender der Europaunion, wie später auch sein Sohn Clemens.

Am 1. März 1967 starb Dr. Walter Lessing und wurde in der Familiengruft auf dem Alten Friedhof Sebastianusstraße beigesetzt. Das Grabmonument aus Granit, mit Jugendstilmosaiken verziert, steht als Kulturdenkmal unter Schutz. Die Dr. Walter-Lessing-Straße erinnert an ihn als Ehrenbürger und großen Europäer.