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UNESCO Welterbe
20. März 2017 Kategorie: Pressemitteilungen

Vor 100 Jahren wurden Kirchenglocken für Kriegszwecke beschlagnahmt


Das Foto von 1917 zeigt die geschmückten Glocken vor ihrem Abtransport an der kath. Kirche St. Martin. Die auf dem Boden stehende Glocke wurde zuvor aus der evangelischen Kirche abgehangen (Foto: Slg. Stadtarchiv Lahnstein).

Lahnstein. Nicht nur die Bürger wurden im Ersten Weltkrieg aufgefordert, Alteisen und unbrauchbare Gegenstände, Maschinen und Geräte aus Eisen abzuliefern, um daraus Munition herstellen zu können. Am 18. März 1917 erhielten die Städte Oberlahnstein und Niederlahnstein die Mitteilung des Kreisausschusses St. Goarshausen, wonach der Kommandeur der Festung Koblenz-Ehrenbreitstein die Beschlagnahme, Einziehung und Enteignung von Bronzeglocken verfügte. Da auf kunstgewerblichen und kunstgeschichtlichen Wert Rücksicht genommen werden sollte, wurden alle Glocken erfasst und nach ihrem historischen Wert von Sachverständigen kategorisiert.

Der Oberlahnsteiner Stadtpfarrer Dekan Michael Müller meldete, dass in St. Martin vier Glocken mit einem Gesamtgewicht von 3.573 kg vorhanden seien. Die Stadtverwaltung Oberlahnstein meldete die stadteigenen Glocken an der Uhr der Kaiser-Wilhelm-Schule (80 kg) und an der Freiherr-vom Stein Volksschule (195 kg) sowie die Glocke auf dem Alten Rathaus (50 kg) an. In der evangelischen Kirche hingen drei Glocken.

Am 1. Juni 1917 verfügte der Kreissauschuss, dass die kleinste Glocke der einzelnen Kirchengemeinden vorerst belassen werden könne. Die Glockenabnahme erfolgte am 26. Juni. Zum Abschied ließ der katholische Pfarrer morgens von 8 bis 9 Uhr läuten. Bei den Glocken der katholischen Kirche handelt es sich um eine große Glocke von 1825, die Christina-Glocke von 1550 und die Ave-Maria-Glocke von 1840. Pfarrer Müller schrieb dazu in der Pfarrchronik: „Mädchen aus dem Kirchenchor schmückten die Glocken mit Kränzen und Xaver Jäger fuhr sie durch die Straßen der Stadt zum Bahnhof. Die Augen vieler Katholiken füllten sich mit Tränen und manche Faust ballte sich gegen die, die das blutige Morden nicht beenden wollen.“ Den Übernahmepreis von knapp 14.000 Mark bekam die Zivilgemeinde, hatte sie doch die Verpflichtung der Unterhaltung und der Neuanschaffung der Glocken bei etwaigem Zerspringen derselben und besaß dafür das Recht der Mitbenutzung für ihre bürgerlichen Angelegenheiten.

Die evangelische Kirche musste zwei ihrer drei Glocken abgeben. Sie wurden am 11. und 14. Juni in dem Turm heruntergelassen, nachdem dafür das Turmgewölbe durchbrochen worden war. Unmittelbar vorher fand das Abschiedsgeläut statt. In der Pfarrchronik steht zu lesen: „Da füllte sich manches Auge mit Tränen. Wie kam uns da der Ernst der Zeit zum Bewusstsein“. Beide Glocken stammten von 1874 und trugen die Inschriften „Ehre sei Gott in der Höhe“ bzw. „Friede auf Erden“. Für das Gesamtgewicht von 1.325 kg erhielt die Kirchengemeinde 2.650 Mark zuzüglich 1.000 Mark für den Ausbau und einer Prämie von 1.325 Mark, weil sie die Glocken vor dem Stichtag (30. Juni 1917) ablieferte.

Auch 209 kg Orgelpfeifen wurden als Metallspende abgeben, sowohl von der evangelischen Kirche (53 Pfeifen), der katholischen Kirche (47 Pfeifen) als auch aus der Konkursmasse Friedrichssegen (47 Pfeifen von der Simultankirche). Die Glocken der 1913 geschlossenen Simultankirche in Friedrichssegen waren zuvor bereits nach Becheln verkauft worden.

Von Niederlahnstein wurde einer der beiden 1874 gegossenen Glocken der Barbarakirche, nämlich die St. Sebastianusglocke, abgeliefert. Die kleinere St. Barbaraglocke überstand den Krieg und wurde 1929 bei der Anschaffung drei neuer Glocken eingetauscht und verrechnet.

Von der Kapelle auf dem Allerheiligenberg mussten zwei Glocken abgeliefert werden. Es handelt sich um die St. Maria-Glocke und die St. Michaelsglocke, die beide erst 1897 für den Kapellenneubau von der Familie Douqué gestiftet worden waren. Selbst das Glöcklein der Krankenhauskapelle in der Bergstraße fiel der Metallspende zum Opfer.

Von der Johanniskirche überstanden alle vier Glocken den Ersten Weltkrieg, weil die Kirchengemeinde „es darauf ankommen ließ“ und sie nicht herausgegeben hatte.

Am 10. Juli 1917 reisten die Glocken von Ober- und Niederlahnstein zusammen mit denen aus Frücht und Braubach im Waggon nach der Bleihütte Call in der Eifel, wo sie alle eingeschmolzen wurden. 1927 wurden neue Glocken für Oberlahnstein, 1929 für Niederlahnstein beschafft.