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UNESCO Welterbe
11. November 2016 Kategorie: Pressemitteilungen

Der heilige Martin ist in Lahnstein allgegenwärtig


(Foto: Bernd Geil/Stadtverwaltung Lahnstein)

Lahnstein. Martinskirche, Martinsplatz, Martinsstraße, Martinsberg, Martinsschloss, die Pfarrei St. Martin, das Altenheim St. Martin, zwei Siedlergemeinschaften St. Martin in Oberlahnstein und Friedrichssegen, die Pfadfinderschaft Stamm St. Martin - der Name des Kirchenpatrons ist in Lahnstein allgegenwärtig. Bis vor zehn Jahren hieß auch die Lahnsteiner Brauerei noch St. Martin-Brauerei. Sie alle sind benannt nach Bischof Martin von Tours (316-397), dessen 1700. Geburtstag auch in Lahnstein mit einer Festwoche begangen wird.

In der Pfarrkirche St. Martin ist der Heilige Martin gleich in vierzehnfacher Ausfertigung vertreten. So steht im rechten Seitenschiff der Martinsaltar, aufgestellt 1905 als Hochaltar. Er stammt aus dem Atelier des Bildhauers August Schmidt in Köln, die Schnitzereien von Peter Tillmanns aus Erkelenz und die Vergoldung aus dem Kunstatelier des Lahnsteiner Bildhauers Caspar Weis. Er enthält zwei große Abbildungen vom Leben und Sterben des Heiligen. Auf der linken Seite ist Martin mit Bischofsmitra und Stab das Volk belehrend zu sehen. Im Hintergrund wird eine heidnische Eiche verbrannt, Auswirkungen der beeindruckenden Predigt. Auf der anderen Seite wird der Heilige auf dem Sterbebett dargestellt, umgeben von betenden Mönchen und anderen Gläubigen. Am Fenster steht Bischof Severin von Köln, dem Engel die Botschaft vom Tod Martins verkündend. Die zweite Etage des Altars zieren zwei Reiter hoch zu Ross, der hl. Georg als Patron der Diözese Limburg und der hl. Martin als Patron der Pfarrkirche. Georg bezwingt den Drachen, Martin teilt den Mantel mit dem Bettler. Beim Kirchenumbau 1954 wurde der Martinsaltar in verkürzter Form an den heutigen Standort versetzt.
Am Josefsaltar befindet sich unterhalb der Aussetzungsnische unten rechts ein kleines Wappen mit dem Martinus als Reitersmann.
Die Chorfenster der Martinuskirche aus dem Jahre 1953 stammen von Johannes Beeck aus Nettetal-Hinsbeck und zeigen mittig ein Portrait des hl. Martin, umgeben von sechs Darstellungen aus seinem Leben. Auch auf der großen Rosette im südlichen Kirchenschiff (Richtung Kirchstraße, von 1899) ist er als Reitersmann verewigt.
Malereien im Vorchor und wertvolle Wandbehänge zum Leben und Wirken des hl. Martin sind beim Kirchenumbau 1954 verloren gegangen und seither verschollen.

Außen befindet sich über dem Hauptportal eine seltene Darstellung des Kirchenpatrons mit einer Gans. Vermutlich ist die Figur in barocker Zeit beim Kirchenanbau dorthin gekommen. Die Gans bezieht sich auf die Legende, dass Gänse Martin verraten haben. Überliefert ist aber auch, dass Bauern an Martini (11. November) ihre Pacht an die Lehnsherren mit Geld und Naturalien (zum Beispiel Gänsen) zahlten. Andere deuten die Gans auf eine zweite Fastenzeit, die früher in der Adventszeit begangen wurde, vor deren Beginn man sich den Bauch mit einer Martinsgans vollgeschlagen hat.

Im Glockenturm von St. Martin hängen fünf Glocken, darunter die Martinusglocke von 1927, die größte Glocke zwischen Köln und Mainz. Sie wiegt 5.700 kg, hat eine Höhe von 2,07 m und einen Durchmesser von 2,07 m und klingt auf den Ton „as“. Eingegossen ist der Spruch: „IM WELTKRIEG RIEF MICH DAS VATERLAND, MIT ZWEI MEINER SCHWESTERN, DOCH NEU ERSTAND ICH UND DIE ANDERN. DIE HULD DER STADT ZU GOTTES EHR UNS GESTIFTET HAT. SANCTE MARTINE ORA PRO NOBIS. Auf der Vorderseite ist das Bild des heiligen Martin, auf der Rückseite das Stadtwappen von Oberlahnstein abgebildet.

Eine ältere Martinusglocke aus der Martinuskirche, gegossen 1573 in Aschaffenburg, hängt heute in der Allerheiligenbergkapelle. Sie wurde im 2. Weltkrieg stark beschädigt, so dass sie eingeschmolzen und 1948 in Brockscheid/ Eifel (Ton: as, 600 kg, 96 cm Durchmesser) neugegossen werden musste. Der Glockenspruch gibt hierüber Auskunft: SANCT MARTIN WARD ICH EINST GENANNT, IM KRIEG ENTFÜHRT VON FREVLERHAND, IM FRIEDEN HAB ICH HEIMGEFUNDEN, DAS FEUER HEILTE MEINE WUNDEN.

Darstellungen Lahnsteiner Brauchtums sind auch am Hause Knauf in der Burgstraße verewigt, darunter der Martinszug und Martinsfeuer sowie der Heilige Martin.

Rund um den 11. November (dem Beisetzungstag des hl. Martin) gibt es in Lahnstein vier Martinsumzüge. Über die Stadtgrenzen bekannt ist der Umzug in der St. Martin-Siedlung Oberlahnstein. Die Kleinsiedlung verwandelt sich alljährlich, wenn St. Martin auf seinem Pferd durch die mit Laternen geschmückten Straßen zieht, in ein gewaltiges Lichtermeer, das tausende Bewunderer von nah und fern anlockt. Auch ganzjährig ist die St.-Martin-Siedlung Oberlahnstein eine Vorzeigesiedlung. 1958 und 1960 wurde sie sogar als „schönste Kleinsiedlung in Rheinland-Pfalz“ ausgezeichnet.

Lahnstein hat auch einen Martinsberg, auf den man über den Rheinhöhenweg gelangt. Obenauf steht die Heilig-Geist-Kapelle („Spitalskapelle auf dem Martinsberge“) aus dem 12. Jahrhundert, die bereits 1332 urkundlich erwähnt ist.
Ende des 13. Jahrhunderts wurde mit dem Bau des Martinsschlosses begonnen. Es diente als Zollburg der Erzbischöfe und Kurfürsten von Mainz und ist eine der wenigen unzerstörten Burgen am Mittelrhein. Sie befindet sich heute in Privatbesitz, beherbergt Wohnungen und das Lahnsteiner Fastnachtsmuseum.
Während andernorts am 11.11. hauptsächlich Gänse als Festgericht herhalten müssen, wird das Wappentier des Kirchenpatrons in Lahnstein weniger gegessen. Stattdessen gibt es in den Lahnsteiner Haushalten und Gastwirtschaften den Deppedotz, ein wohlschmeckender Reibekuchen aus Kartoffeln.