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Lahnstein. Der Künstler Gunter Demnig war bereits zum fünften Mal in Lahnstein, um Gedenksteine für Lahnsteiner Opfer des Nationalsozialismus zu verlegen. Bisher wurden in den vergangenen drei Jahren 27 Stolpersteine in Lahnstein verlegt. Kleine, im Pflaster eingelassene Gedenktafeln, sollen an die Menschen erinnern, denen großes Unrecht getan wurde.
Begonnen wurde vor dem Martinsschloss in Lahnstein mit einer Gedenkfeier. Der Vorsitzende der Kolpingfamilie Lahnstein St. Barbara, Ferdi Müller, sagte in seiner Begrüßung, dass es nicht darum gehe, eine ewige Schuld der Deutschen festzustellen, sondern einzig darum, das Vergessen an das Unrecht, das unsere Vorfahren begangen haben, zu verhindern. Eine Wiederholung darf es nie wieder geben, dafür sind alle miteinander verantwortlich. Die Beigeordnete Beatrice Schnapke-Schmidt dankte in ihrem Grußwort der Kolpingfamilie für die Initiative und die Beharrlichkeit bei dem Ziel, allen Opfern vor ihrer letzten freiwillig gewählten Wohnung, einen eigenen Stein zu verlegen.
Stadtarchivar Bernd Geil, der die Recherche über die Einzelschicksale übernommen hatte, dankte allen, die ihn dabei unterstützt hatten, sowohl den Lahnsteiner Bürgern als auch den Mitarbeitern des Bundesarchivs und der Archive der verschiedenen Gedenkstätten, bei denen Krankenakten erhalten sind. So konnte festgestellt werden, dass 19 der 32 namentlich bekannten Euthanasieopfer aus Lahnstein in Ober- oder Niederlahnstein ihren letzten frei bestimmten Wohnsitz hatten.
Im Anschluss wurden sechs Steine verlegt: Schlossstraße 1, Erich Waldbach, geb. 1917, ermordet am 03.11.1944 in Hadamar, Johann Winter, geb. 1908, ermordet am 26.10.1942 in Ravensbrück; Hochstraße 56, Emma Martha Niess, geb. 1919, ermordet 16.05.1941 in Hadamar; Adolfstraße 48, Jakob Devers, geb. 1904, ermordet 01.07.1941 in Hadamar; Wilhelmstraße 67, Josef Peter Weber, geb. 1903, ermordet 30.05.1944 in Hadamar; Sebastianusstraße 1, Adam Staudt, geb. 1871, ermordet 21.04.1945 in Eichberg. Sämtliche Stolpersteine wurden über Patenschaften finanziert.
Folge 1: Stolperstein für Erich Waldbach, Schlossstr. 1
Erich Waldbach, geb. als Erich Leschniowski am 30.09.1917 in Gleiwitz/Oberschlesien, wohnte mit seinen Eltern seit Mai 1939 in Oberlahnstein in der Martinsburg, Schlossstraße 1, wo sein Vater Philipp Zollbeamter war.
Der Amtsarzt bescheinigte am 21.1.1944, dass Erich „wegen Idiotie anstaltsbedürftig“ sei, „da seine Pflege und Wartung zu Hause nicht übernommen werden kann.“ Am 19.6.1944 kam er in die Heilerziehungsanstalt und Fürsorgeerziehungsheim Scheuern bei Nassau/Lahn. Vater Philipp Waldbach war damals bei der Wehrmacht.
Am 2.9.1944 wurde Erich Waldbach nach Hadamar verlegt. Hier starb er am 3.11.1944. Auf dem Sterbeschein steht vermerkt: „Idiotie, Rippenfellentzündung, Erguss, Herzschwäche, eitrige Rippenfellentzündung.“
Es ist davon auszugehen, dass Erich an unterlassener Hilfeleistung oder der Eingabe falscher Medikamente starb. Tragischerweise verstarb seine Mutter Emilie 18 Tage vor ihrem Sohn. Vater Philipp kämpfte zu diesem Zeitpunkt als Soldat fern der Heimat. Er überlebte den Zweiten Weltkrieg und heiratete später erneut.
Erich Waldbach zum Gedenken wurde am 15. April 2015 ein Stolperstein vor seine letzte Wohnadresse Schlossstraße 1 verlegt. Der Stein trägt folgende Inschrift:
HIER WOHNTE
ERICH WALDBACH
JG. 1917
EINGEWIESEN 1944
HEILANSTALT SCHEUERN
„VERLEGT“ 2.9.1944
HADAMAR
ERMORDET 3.11.1944