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UNESCO Welterbe
08. Dezember 2014 Kategorie: Pressemitteilungen

Weitere Stolpersteine für Euthanasieopfer


Lahnstein. Eigentlich wollte der Oberlahnsteiner Friedhofswärter Lorenz Hamm seinem Schwiegervater Adam Staudt nur Gutes tun, erinnert sich sein Sohn Hans Hamm. Nach den Luftangriffen auf Lahnstein litt Staudt unter großen Angstzuständen, bedingt durch Artillerietreffer auf das Wohnhaus in der Sebastianusstraße 1. Kriegsbedingt herrschte große Hungersnot und die Lebensmittelkarten waren knapp, weshalb die Familie überlegte, den 73-Jährigen in einem Heim auf dem Land unterzubringen und ihn dort in Sicherheit glaubte. Daher wurde er am 3. Februar 1945 in die Anstalt Eichberg in Hattenheim/Rheingau eingewiesen. Doch bereits nach zehn Wochen, am 21. April 1945, erfolgte die Nachricht, dass der Großvater plötzlich verstorben sei. Lorenz Hamm fuhr nach Hattenheim, um die Leiche zu überführen. Vor Ort musste er feststellen, dass sein Vater unbekleidet bestattet worden war, ein äußeres Indiz, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging. Wie sich später herausstellen sollte, gehörte diese Anstalt zu denen, wo in den Jahren 1942 bis Kriegsende 1945 die Patienten in der Regel an unterlassener Hilfeleistung, Vernachlässigung sowie falscher oder unzureichender Nahrungszufuhr starben. Adam Staudt gehört damit zu den Lahnsteiner Euthanasieopfern.

Für Hans Hamm und seine Geschwister, die im gleichen Haus groß geworden sind und die ihren Großvater noch in guter Erinnerung haben, ist es eine Genugtuung, wenn im nächsten Jahr - nach genau 70 Jahren - dem Großvater ein Stolperstein gelegt wird, um auf das Geschehen aufmerksam zu machen. Die Opfer aus der Anonymität holen, ihnen in einem eigenen Stein zu gedenken, ist auch das erklärte Ziel der Kolpingfamilie St. Barbara, die die Aktion des Künstlers Gunter Demnig für Lahnstein ins Leben gerufen hat. 27 Steine wurden in den vergangenen Jahren gelegt, darunter 20 für jüdische Mitbürger und sechs für die Euthanasieopfer. Das Stadtarchiv Lahnstein konnte 13 weitere Opfer namentlich ermitteln, deren letzter freiwilliger Wohnsitz Ober- oder Niederlahnstein war.

So wie Adam Staudt zum Gedenken ein Stolperstein vor seiner letzten Wohnadresse in der Sebastianusstraße 1 verlegt wird, soll auch folgenden Bürgern im Jahr 2015 gedacht werden: Jakob Devers (Jg. 1904, letzte Adresse: Adolfstraße 48), Dr. Ernst Emil Gassen (Jg. 1896, Hochstr. 39), Emma Martha Nieß (Jg. 1919, Hochstr. 56), Gertrud Scheh (Jg. 1890, Hochstr. 59), Agnes Dehe (Jg. 1898, Kölner Straße 27), Peter Josef Weber (Jg. 1903, Wilhelmstr. 67), Barbara Briel geb. Lenz (Jg. 1873, Bahnhof Oberlahnstein), Anton Kessler (Jg. 1901, Mittelstr. 72), Josef Müller (Jg. 1907) und Johann Müller (Jg. 1890; beide Mittelstr. 85), Erich Waldbach (Jg. 1917) und Johann Winter (Jg. 1908, beide Schlossstr. 1).

Die Ermittlungen erweisen sich vielfach schwieriger als bei den jüdischen Opfern, weil die Todesumstände den Familien falsch mitgeteilt wurden, die Familien selbst nicht nachgeforscht oder Fälle von Schizophrenie bewusst verschwiegen wurden. Hans Hamm vermutet, dass andere Familien im Frühjahr 1945 ähnlich gehandelt haben. Um die Liste der Euthanasieopfer fertigzustellen, hofft Stadtarchivar Bernd Geil auf die Mithilfe der Bevölkerung. Entsprechende Hinweise nimmt das Stadtarchiv Lahnstein entgegen (Telefon: 02621 914-296, archiv(at)lahnstein.de).

Die nächste Stolpersteinverlegung mit Künstler Gunter Demnig findet am 15. April 2015 statt. Wer die Aktion finanziell unterstützen möchte, kann sich an den Vorsitzenden der Kolpingfamilie St. Barbara, Ferdi Müller, wenden (Telefon 02621 9218434). Jedes Opfer soll einen eigenen Stein erhalten.