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17. Oktober 2014 Kategorie: Pressemitteilungen

Streitschlichter in der Schillerschule ausgebildet

Mit sozialer Kompetenz Konflikten begegnen

Die angehenden Konfliktlotsen der Schillerschule in Lahnstein arbeiten mit Begeisterung im Team.

Ziemlich rau geht es auf deutschen Schulhöfen zu – auch schon in der Grundschule. Es wird geschubst, gehänselt und ausgegrenzt. Und wenn die Lage eskaliert, kommt es zu lautstarkem Streit und Prügeleien. Im Rahmen der Präventionsarbeit setzt hier die Konfliktlotsenausbildung der Unfallkasse Rheinland-Pfalz an. Durch den Einsatz der Schülerstreitschlichter sollen das Schulklima und die Gemeinschaft aller Schülerinnen und Schüler verbessert werden. Den Kindern wird durch die Schlichtung die Möglichkeit eröffnet, soziale Kompetenz zu erwerben und konstruktiv mit Konflikten umzugehen. So jedenfalls sieht die Zielsetzung auf dem Papier aus. Doch wie läuft es in der Praxis? Die Schillerschule in Lahnstein macht es vor.

Die Grundschullehrer Ralf Landsrath, Dorthe Witt und Carolin Schwind haben bei der Unfallkasse Rheinland-Pfalz die Mediatorenausbildung für die Ausbildung von Konfliktlotsen absolviert. Anfangs bestand schon etwas Skepsis. Vor allem im Hinblick auf die Reaktion der Eltern, wenn diese erfahren, dass von nun an die Schülerinnen und Schüler selbst eingreifen sollen, um bei Streitigkeiten auf dem Schulhof zu schlichten. „Die Eltern wollen häufig den Schuldigen ausfindig machen und mit Strafen sanktionieren“, so die Erfahrung von Landsrath. Doch das sei eben keine nachhaltige Erziehungspädagogik. Die Konfliktlotsen dagegen agieren völlig anders: Sie beobachten genau, hören zu und sorgen dafür, dass auch die Kontrahenten einander zuhören, um sich gegenseitig verstehen zu lernen. Wenn sich die Kinder dann selbst geeinigt haben, sind nachträgliche Sanktionen überflüssig. Und sehr oft klappt das. „Es gibt natürlich Grenzen“, weiß Landsrath. „Es gibt Kinder, mit denen man keine Streitschlichtung machen kann." Und die seien dann auch kein Fall für die Konfliktlotsen, sondern für die Lehrkräfte.

Um die Konfliktlotsen an ihrer Schule ausbilden zu können, mussten die Pädagogen erst einmal selbst in die Lehre gehen. In den Seminaren und Supervisionsterminen mit dem Diplom-Sozialarbeiter und Konflikt-Coach Uwe Zissener ging es überaus praktisch zur Sache. Und das kam den Lehrkräften sehr zupass, weil sie parallel zu ihrer Ausbildung im Rahmen der Ganztagsschule auch schon die Konfliktlotsen-Ausbildung von elf Drittklässlern in Angriff genommen hatten.
Die angehenden Konfliktlotsen waren von Anfang an begeistert. Doch es gab auch Anlaufschwierigkeiten. Kinder nehmen Konfliktsituationen anders wahr als Erwachsene. Auf spielerische Art galt es deshalb, ihre Wahrnehmung zu schulen und den Blick zu verändern. Prämisse: Der „Schuldige" in einem Streit soll nicht von vornherein abgestempelt werden und im Konfliktfall sind beide Seiten in den Fokus zu nehmen und als gleichberechtigte Partner zu behandeln.

Aber wie läuft die Streitschlichtung konkret ab? An der Lahnsteiner Schillerschule gibt es täglich wechselnde Konfliktlotsen-Teams, die in der großen Pause die Augen offen halten, um im Konfliktfall einzugreifen. Hier kommt die „Stopp-Regel" zum Einsatz - Sätze wie „Schluss jetzt: Hier wird nicht geprügelt" oder „Jetzt reicht's aber: hier wird fair gestritten" unterbrechen die Reizkette. Dann laden die Konfliktlotsen die Kontrahenten zur Streitschlichtung ein. Sind beide Parteien damit einverstanden, treffen sie sich nach der Pause im eigens eingerichteten Streitschlichter-Raum. Hier hängt ein Zettel mit einer „goldenen Regel" an der Wand: „Niemand hat das Recht, andere zu beleidigen, auszugrenzen oder zu verletzen." Wenn diese Regel allgemein akzeptiert wird, kann es losgehen. Gemeinsam mit den Streitern wird eine Lösung erarbeitet, mit der alle zufrieden sind, sodass der Streit beigelegt werden kann. Den Konfliktlotsen kommt hierbei eine bedeutsame Rolle zu, denn sie begleiten die Streithähne auf ihrem Weg über die „Friedensbrücke": Sie achten darauf, dass die Streitenden sich gegenseitig zuhören, ihre Gefühle und Wünsche benennen und versuchen, sich zu verstehen und konstruktive Lösungen zu finden.

Für die Schillerschule hat sich die Präventionsmaßnahme der Konfliktlotsen-Ausbildung ausgezahlt: Die Lage auf dem Schulhof hat sich merklich entspannt. „Es herrscht irgendwie ein anderes Klima als noch vor einem Jahr. Es ist viel lockerer und friedlicher“, hat Ralf Landsrath beobachtet. Und das drückt sich auch in Zahlen aus. Die Häufigkeit an Minikonflikten ist deutlich zurückgegangen. Waren es anfangs noch drei bis vier Fälle in der Woche, mit denen sich die Konfliktlotsen zu beschäftigen hatten, sind es heute nur noch zwei.
Auf die erste Generation der Konfliktlotsen an der Schillerschule ist Ralf Landsrath deshalb mächtig stolz: „Sie sind mittlerweile total selbstständig und nehmen ihre Aufgabe richtig ernst." Und die nächsten Streitschlichter sind schon in den Startlöchern. Neun Drittklässler sind in diesem Schuljahr in der Konfliktlosen-AG der Ganztagsschule vertreten und werden demnächst schon den Dienst der jetzigen Konfliktlotsen begleiten, um von ihnen praktisch „angelernt" zu werden.

Das Fazit der Lehrer fällt positiv aus: „Kinder sind durchaus in der Lage, ihre alltäglichen Konflikte selbst zu lösen." Und die Eltern? „Deren Resonanz fiel auch überwiegend positiv aus“, so Landsrath. Viele von ihnen fühlen sich sogar entlastet, weil die Streitigkeiten aus der Schule nicht mehr mit nach Hause gebracht werden.