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UNESCO Welterbe
18. August 2014 Kategorie: Pressemitteilungen

Stolpersteine für Lahnsteiner Euthanasieopfer

Verlegung am 22. August

Akten von Euthanasieopfern wurden häufig gefälscht. Foto: Stadt Lahnstein

Zur Erinnerung an jüdische Opfer des Nationalsozialismus wurden in den vergangenen zwei Jahren 21 Stolpersteine in Lahnstein verlegt. Am 22. August wird an Christen aus Lahnstein erinnert, die aufgrund ihrer körperlichen oder geistigen Behinderung im Dritten Reich ermordet wurden.

Die Ermittlung dieser sogenannten Euthanasieopfer stellte sich als weitaus schwieriger heraus, da über ihre Schicksale lieber geschwiegen wurde. Die Hintergründe des Todes wurden den Angehörigen seitens der Anstaltsleitung vorgelogen. So wurden in der Landesheilanstalt Hadamar Patienten, die 1941 dorthin verlegt wurden, bereits am Ankunftstag in den Gaskammern ermordet. Die Patientenakten wurden an andere Anstalten im Großdeutschen Reich weitergeleitet und dort der Tod unter falschem Datum beurkundet.

In den Sammelakten zu den Sterbebüchern von 1941 aus Oberlahnstein findet sich eine „Liste von auswärts verstorbenen Einwohnern von Oberlahnstein“. Aufgeführt sind 14 Personen, die angeblich in Bernburg, Hartheim/Oberdonau, Sonnenstein/Sachsen oder Hadamar starben. Ein Abgleich mit der Opferdatenbank ergab, dass alle Personen als Opfer der NS-Euthanasie-Verbrechen in der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar identifiziert werden konnten. Bei dieser sogenannten T4-Aktion starben in Hadamar ca. 10.000 Menschen. In der „zweiten Mordphase“ von 1942 bis 1945 wurden die Patienten nicht durch Gas, sondern durch überdosierte Medikamente, gezielte Mangelernährung und unterlassene medizinische Versorgung getötet. Hierbei starben nochmals ca. 4.500 Menschen.
Die Patientenakten sind teilweise noch erhalten und liegen in den Archiven der Anstalten oder beim Bundesarchiv in Berlin. So konnten in der Datenbank der Gedenkstätte Hadamar 18 NS-Euthanasie-Opfer aus Lahnstein gefunden werden, die am Rhein-Lahn-Eck geboren oder gelebt haben. Hier musste das Stadtarchiv ermitteln, welche Personen unmittelbar vor der Ersteinweisung noch in Lahnstein gelebt haben, also nicht vorher mit ihren Familien weggezogen sind. Für den Standort des Stolpersteins gilt nämlich die letzte freiwillige Wohnadresse des Opfers.
Hierzu wurden die vorhandenen Patientenakten ausgewertet, in Melderegistern recherchiert und Angehörige befragt. Auch meldeten sich Bürger auf den Aufruf des Stadtarchivs, die noch weitere Namen nennen konnten.
Die Überprüfung von insgesamt 29 Euthanasieopfern ergab, dass 19 Euthanasieopfer in Lahnstein zuletzt gewohnt hatten, bevor sie von ihren Familien aus guter Absicht oder auf Anraten ihres Arztes - das kann lange vor dem Machtergreifung gewesen sein - in ein Heim kamen und nach 1940 dem organisierte Mord zum Opfer fielen.

Nun werden die Namen dieser Opfer zurück an die Orte ihres Lebens gebracht. Im Beisein der Kolpingfamilie, die die Stolperstein-Aktion initiiert hat, wird die Verlegung am 22. August, um 12.30 Uhr auf dem Niederlahnsteiner Marktplatz beginnen und an insgesamt sechs Standorte führen: 12.30 Uhr Im Flürchen 5, 13.00 Uhr Hungergasse 6, 13.30 Uhr Becherhöll 23, 14.00 Uhr Salhofplatz, 14.30 Uhr Hintermauergasse 6 und 14.45 Uhr Langwiesergasse 7.
Der Künstler Gunter Demnig wird persönlich die kleinen quadratischen Gedenktafeln aus Messing in die Gehwege einlassen. Alle interessierten Bürger sind eingeladen, bei der Verlegung an einem oder allen Standorten teilzunehmen.

Im nächsten Jahr werden dann weitere Stolpersteine folgen. Sämtliche Steine werden über Patenschaften finanziert. Wer die Aktion unterstützen möchte, kann dies durch eine Spende in selbstgewählter Höhe an die Kolpingfamilie St. Barbara Lahnstein, Volksbank Rhein-Lahn, IBAN DE115 709 280 002 040 841 06, Stichwort „Stolpersteine“ tun.

Für Hinweise auf die Lebensschicksale der ermittelten Personen oder auf weitere mögliche Opfer ist das Stadtarchiv Lahnstein (Tel. 02621/914-296) dankbar.